Die Pädagogische Stiftung Cassianeum hat gemeinsam mit der Stadt Donauwörth im Rahmen der Städtebauförderung einen nichtoffenen Realisierungswettbewerb „Auer-Garten“ für die Freianlagen des Heilig-Kreuz-Areals ausgelobt. Hierzu hat am 07.12.2015 die Jurierung stattgefunden. Siehe dazu auch den Beitrag Landschaftsplanerischer Wettbewerb “Auer-Garten”
Es wurden zwei gleichwertige erste Preise vergeben: An Rehwaldt Landschaftsarchitekten, Dresden und an Glück Landschaftsarchitektur BDLA, Stuttgart. Im darauf folgenden VOF-Verfahren hatte sich der Auftraggeber dann für das Konzept von Rehwaldt Landschaftsarchitekten aus Dresden entschieden, das hier kurz vorgestellt wird. An dieser Stelle möchte ich mich noch bei diesem Büro Rehwaldt für die freundliche Unterstützung bedanken, insbesondere auch für die Überlassung der Planunterlagen in hoher Auflösung.
Rehwaldt Landschaftsarchitekten, Dresden (DE)
Verfasser
Mitarbeit
Robert Rommel, Michal Michalski
Preisgeld
14.400 EUR
Erläuterungstext
Die Freianlagen am Cassianeum gliedern sich in einen städtischen Platzraum (Ludwig-Auer-Platz) und in ein neu entstehendes Gartenareal (Neue Auer Gärten). Damit werden vorhandene städtebauliche Strukturen der Umgebung aufgegriffen und gleichzeitig ein intensiver Landschaftsbezug hergestellt.
Ludwig-Auer-Platz
Der Platz am Cassianeum wird als ein ausgewogener städtebaulicher Raum konzipiert, der den Proportionen der umliegenden Gebäude entspricht. Ein ruhiger Oberflächenbelag, bestehend aus den für die Reichsstraße typischen Formaten und Materialien, läßt alle Gebäudefassaden gleichmäßig zur Geltung kommen. Davon leicht abgesetzt wird der zentrale Bereich, der wie ein eleganter Teppich dem Raum eine besondere Note verleiht. Hier wird ein kleinformatiger, etwas rauherer Pflasterbelag verwendet, auch um den Regenwasserabfluß zu verzögern. Schmale, in Querrichtung verlaufende Schlitzrinnen unterstützen dieses Ziel und werden ebenfalls zu einem Element der gestalterischen Gliederung. Der stark geneigte Platz wird an seiner südlichen Kante mit einer Treppenanlage aufgefangen. Der Anschluß der einmündenden Straße wird so hergestellt, daß ein gefahrloses Befahren dieses Bereiches möglich ist.
Das Motiv der begleitenden Baumreihe wird beibehalten und durch einen gebäudebegleitenden Grünstreifen auf der gegenüberliegenden Seite unterstützt. Somit wird das Gebäude Heilig-Kreuz-Str. 16 bereits zu einem Bestandteil der Auer Gärten, zu einem „Haus im Garten“.
Neue Auer Gärten
In Fortführung des vorhandenen Auer Gartens wird eine städtische Grünanlage konzipiert, die sowohl Elemente eines öffentlichen Parkraumes als auch kleinteilige Gartenelemente aufweist. Dazu wird das Motiv der historischen Kloster- und Schulgärten aufgegriffen und in den städtischen Raum transformiert. Als Baumarten sind vorwiegend kleinkronige, fruchtende Arten und Sorten vorgesehen, die den Blick nicht verstellen. Der vorhandene Walnußbaum wird integriert.
Die Unterteilung in Vegetations- und Wegeflächen erinnert an die aneinandergereihte Struktur städtischer Gärten und ermöglicht eine flexible Nutzung und wechselnde Bepflanzung, die jedoch auch hier eher niedrig bleiben soll. Rasen- und Staudenflächen wechseln sich ab und inszenieren den Raum als einen vielfältigen, modernen Stadtgarten. Die Wegeflächen sind zum großen Teil in wassergebundener Decke vorgesehen. Für stärker belastete Zonen (Anlieferung / Feuerwehrzufahrt) wird ein kleinteiliger Natursteinbelag entwickelt, der sich in Zusammensetzung und Verlegung als ein zeitgenössisches „Gartenmosaik“ präsentiert.
Im südlichen Bereich ist ein kleiner Spielbereich integriert. Die Spielobjekte stellen den Bezug zu den pädagogischen und gartenpraktischen Themen des Cassianeums her und interpretieren z.B. als „Kletterobst“ und „Drehfrüchte“ historische Spielzeuge und Lehrmittel auf eine zeitgemäße Art.
Zum Ludwig-Auer-Platz wird die Gartenanlage deutlich abgegrenzt und als ein separater Raum erlebbar. Dazu wird eine breite Steinkante konzipiert, die als ein modernes Stadtmöbel vielfältige Funktionen übernehmen kann. Sie ist Treffpunkt und Sitzbank, Gartenmauer und Straßenbord zugleich. Vor allem aber kann aber hier das Denkmal in einer idealen Weise neu positioniert werden. Nunmehr an der Schnittstelle zwischen Platz und Garten stehend, begibt es sich auf Augenhöhe und wird zu einem neuen Bezugspunkt des gesamten Stadtquartieres.
Beurteilung durch das Preisgericht
Die Verfasser der Arbeit 1002 schaffen es auf selbstverständlicher Art und Weise das gesamte Areal des Auer-Gartens mit sparsamen und für den Ort Donauwörth angemessenen Mitteln zu gestalten und für die Bevölkerung zu öffnen. Dabei wird das Motiv der historischen Kloster- und Schulgärten aufgegriffen und in eine zeitgemäße Gestaltsprache umgesetzt. Die wohnungsnahen Freiflächen werden durch ein prägendes Baumdach überstellt, das in seiner Höhenentwicklung angemessen auf die Baukörper reagiert. Die Abfolge unterschiedlicher Gärten mit historischem Bezug tragen wesentlich zur Adressbildung des Quartiers bei. Die unterschiedlichen Gärten bieten hohe Aufenthaltsqualität, wenn gleichen manche der vorgeschlagenen Nutzungen, wie zum Beispiel der „Likörgarten“, kritisch diskutiert werden.
Im Gegensatz zur gärtnerischen Gestaltung der wohnungsnahen Grünfläche wird der Ludwig-Auer-Platz als großzügiger, eher steinerner Vorplatz zum Haupteingang des Klosters gestaltet. Dabei werden die Stellplätze folgerichtig auf der östlichen Platzseite mit Bezug zu den Wohngebäuden angeordnet. Positiv zu werten ist zudem die Ausbildung eines Aufenthaltsbereichs mit Sitzbänken auf der westlichen Platzseite, der auf die Eingänge in der Klostermauer reagiert und angemessen zur Eingangspforte des Klosters hinführt. Aufgrund der Sichtbeziehung auf die historische Bausubstanz der Kirche und des Konventbaus erscheint die Baumreihe als entbehrlich.
Eine großzügige Sitzbank in Kombination mit dem versetzten Denkmal definiert den Übergang zwischen Platz und wohnungsnahen Freiflächen auf selbstverständliche Art. Der Übergangsbereich von der Platzfläche zur Parkplatzzufahrt ist großzügig und überzeugend gestaltet. Die Beibehaltung der Fahrbahnverengung vor dem Kindergarten wird auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten gewürdigt. Dagegen lässt die vorgeschlagene Gestaltung des Eingangsbereichs vor dem Hautportal zum Cassianeum die erhoffte Großzügigkeit vermissen. Die Freilegung der Fenster des Küchenbereichs wäre sehr wünschenswert.
Die beiden nördlichen Höfe sind zurückhaltend gestaltet. Die dargestellten Pergolen auf der Nordseite werden kritisch beurteilt, wenngleich die Anordnung der Nebennutzungen an der vorgeschlagenen Stelle richtig erscheint. Insgesamt stellt die Arbeit einen angemessenen Beitrag dar, der das Quartier gut mit dem Altstadtbereich vernetzt. Aufgrund des vergleichsweise geringen Versiegelungsgrad wäre eine wirtschaftliche Umsetzung zu erwarten.