01.08.2018
Dass die B16-Anschlussstelle “Airbus Helicopters” nicht dem vorhandenen Verkehrsaufkommen entsprechend dimensioniert ist, ist seit langem erkannt. Insbesondere wartende Linksabbieger vor Schichtbeginn (Abb. 2) und nach Schichtende (Abb. 3) führen zumindest zeitweise zu einer Beeinträchtigung des Verkehrsflusses.
In den letzten Jahren hat sich die Lage aufgrund des allgemeinen und werksbedingten Verkehrszuwachses zu den Stoßzeiten immer weiter verschlechtert.
Eine Verbesserung der Situation soll mittelfristig durch einer Änderung der Verkehrsführung erreicht werden. Von Seiten des staatlichen Straßenbauamtes wurden daher Vorschläge erarbeitet und vorgestellt.
Die vom staatlichen Straßenbauamt vorgestellten Planungen (Abb. 4+5) berücksichtigen die von der Stadt Donauwörth angestrebten Gewerbeflächen südlich des Werkes von Airbus Helicopters und der B16. Eine entsprechende Anbindemöglichkeit ist daher vorgesehen.
Wie sich bei einer Info-Veranstaltung von Airbus Helicopters für den Donauwörther Stadtrat am 15.05.2018 herausstellte, werden diese Planungen von der Führung von Airbus Helicopters allerdings sehr kritisch gesehen. Die sich aus Sicht von Airbus Helicopters ergebende Problematik wurde anschaulich erläutert. Demnach würde nach den klaren Aussagen führender Werksvertreter durch eine Umsetzung der Planungen für B16-Auffahrt “Airbus” und auch der Erweiterung des “Gewerbegebietes an der Südspange” (siehe dazu auch den Beitrag zum “Gewerbegebiet an der Südspange“) der Ein- und Ausflugsbereich für den Flugbetrieb immer noch weiter reduziert und die Entwicklungsfähigkeit des Werkes stark eingeschränkt. Der Standort Donauwörth würde für Airbus Helicopters in der Eignung immer weiter gemindert.
Im Vorfeld der Sitzung des Bau-, Planungs- und Umweltausschusses vom 25.04.2018 hatte ich eine Email an alle Mitglieder des Stadtrates, sowie an das Staatliche Straßenbauamt versandt mit zwei aus meiner Sicht durchaus machbaren Alternativ-Vorschlägen. Beide vorgeschlagenen Varianten wurden laut dem Vertreter des Straßenbauamtes bereits vor einigen Jahren geprüft und damals für „technisch problematisch und teuer, dazu wasserrechtlich nicht unproblematisch“ befunden und daher seinerzeit verworfen. Zumindest das Argument “Kosten” erscheint bei der nun genannten ersten Kostenschätzung für die (als Übergangslösung) vorgestellte Planung (12-15 Mio €), sowie der tatsächlichen Belange von Airbus Helicopters, nicht mehr wirklich stichhaltig.
Alternativ-Variante 1
Bei dieser Variante müssten an der Anschlussstelle für die aus Osten kommenden (B16 aus Richtung Ingolstadt / B 2), sowie für die nach Westen fahrenden (B 16 Richtung Tapfheim – Ulm) eine Abfahrtsspur und eine Auffahrtsspur gebaut werden.
Die Abfahrtsspur im Bereich des Donau-Kessel-Brückenbauwerkes (also von Osten kommend) dürfte dabei der Haupt-Kostenfaktor sein. Sie müsste auch überwiegend als Brückenbauwerk erfolgen. Zudem wäre in diesem räumlich sehr begrenzten Teilbereich wohl eine Verlegung des Hochwasserdammes erforderlich, wofür wiederum ein Retentionsausgleich nötig wäre. Bei der in der Abbildung dargestellten Lösung müssten u.U. 1-2 Brückenpfeiler mit Spundwänden gesichert werden.
Die Auffahrt Richtung Westen würde zwischen Werksgelände und B16 “eingebaut” werden. Der vorhandene Geländestreifen ist zwar schmal, sollte aber mit seinen immerhin über 11 Metern Breite ausreichend sein.
Die Optimierung der Auffahrt Richtung Nordheim / B2 und der Abfahrt aus Richtung Ulm dürfte verhältnismäßig unproblematisch sein.
Alternativ-Variante 2
Diese Variante ist im Grundsätz ähnlich der Alternative 1. Der Unterschied ergibt sich aus der geänderten Auffahrt Richtung Westen. Diese würde ähnlich der Anbindung ähnlich der Anschlussstelle Auchsesheim erfolgen, allerdings wie bei Alternativvorschlag 1, müsste dies überwiegend als Brückenbauwerk erfolgen, mit all den bereits geschilderten Folgen.
Aus “Straßenbauer-Sicht” sind diese beiden baulichen Alternativ-Lösungen sicher nicht optimal. Sie wären aber ein Kompromiss, bei dem bei einer deutlichen Verbesserung des Verkehrsflusses auch die Belange von Airbus Helicopters, Landwirtschaft und Naturschutz berücksichtigt wären.
Betrachtung der Alternativ-Varianten 1 und 2 bezüglich Verhalten bei Hochwasser
Retention:
Damit kein Verlust an Retentionsraum erfolgt, muss der vorgeschlagene Vorlandabtrag entsprechend bemessen sein (siehe Abb. 6).
Verklausungsgefahr:
Zusätzliche Brückenpfeiler würden die Verklausungsgefahr erhöhen. Daher müssten die Pfeiler des Brückenanbaus weniger eigenständige Pfeiler, sondern abflusstechnisch gesehen, eine Verlängerung der bestehenden Pfeiler darstellen. Bei einer derartigen Lösung wird das Abflussprofil nicht beeinträchtigt und die Verklausungsgefahr nicht erhöht. Es geht lediglich das Raumvolumen der Pfeilerverlängerung als Retentionsraum verloren.
Abflussverhalten:
Um einen negativen Einfluss auf die Fließgeschwindigkeit zu vermeiden, darf der Abflussquerschnitt nicht verringert werden. Wenn sich der Abflussquerschnitt nicht verringert, erhöht sich auch nicht die Fließgeschwindigkeit (Abb. 10). Falls ein Brückenneubau erfolgt, sollte die Brück am östlichen Ende schon früher ansetzen. Damit könnte auf dieser Seite der Damm rückverlegt werden und die Situation etwas verbessert (Abb. 10.3)
Die aus meiner Sicht sinnvollste Lösung wäre jedoch die
Alternativ-Variante 3
Eine Verbesserung des Ist-Zustandes sollte vor allem über ein wesentlich verbessertes Angebot der Anbindung von Airbus Helicopters mit v.a. öffentlichen Verkehrsmitteln, Werksbussen und auch per Fahrrad erreicht werden.
Die Möglichkeiten, um die Attraktivität dieser alternativen Verkehrsmittel gegenüber dem MIV (motorisierter Individualverkehr) zu erhöhen, sind zahlreich und sollten möglichst bald (im Rahmen eines kontinuierlich weiterzuentwickenden Gesamtkonzeptes) angegangen werden, nicht zuletzt auch im Interesse einer zukunftsorientierten Innenstadtentwicklung!
Wesentliche Bausteine dieses “Weniger-MIV-Konzeptes” wären z.B.:
– Werksbusse von Airbus-Helicopters / Förderung von Fahrgemeinschaften
– weitere Verbesserungen beim ÖPNV, insbesondere auch in Abstimmung auf die Bedürfnisse von Airbus Helicopters
– Durchstich Bahnhof – Airbus/Industriestraße für Fußgänger und Radfahrer
– wesentliche Verbesserungen der Radverkehrs-Infrastruktur im gesamten Stadtgebiet
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Presse:
Donauwörther Zeitung vom 04.11.2015: Neue Anschlussstelle auf der B 16
Donauwörther Zeitung vom 08.04.2017: Bekommt Donauwörth eine neue Airbus-Auffahrt auf die B 16?
Donauwörther Zeitung vom 28.02.2018: Die B 16 wird zur Großbaustelle