06.05.2018
1010
MORPHO-LOGIC | Architektur und Stadtplanung, München (DE) mit
Lex Kerfers_Landschaftsarchitekten BDLA, Bockhorn bei Erding (DE)
Dem Wettbewerbsbeitrag von MORPHO-logic | Architektur und Stadtplanung mit Lex Kerfers Landschaftarchitekten verlieh das Preisgericht vom 23.11.2017 den 1. Preis.
Der Wettbewerbsbeitrag
zu “Wohnen in Donauwörth | Das neue Alfred-Delp-Quartier”:
(Zusammenstellung aus original Text, Plänen und Illustationen; freundlicherweise zur Verfügung gestellt von MORPGO-logic | Architektur und Stadtplanung mit freundlichem Einverständnis der Stadt Donauwörth)
Das neue Alfred-Delp-Quartier in Donauwörth wird aus einem Zusammenspiel von historischen und landschaftlichen Strukturen entwickelt.
Der zentrale Platz der Kasernenanlage wird als räumliches und funktionales Bestimmungsstück ins neue Quartier transformiert: Der ehemalige Bolzplatz mit seiner Topografie und den Gehölzbeständen wird mit einem „urbanen“ umlaufenden Rahmen mit eingelagerten Aufenthalts- und Spielangeboten wie mit einem Passepartout gefasst und eignet sich mit den in die Böschungen integrierten Sitzstufen auch für Veranstaltungen. In Verbindung mit dem Entreeplatz an der Sternschanzenstraße bildet er ideale Voraussetzungen als Standort für ergänzende Infrastruktureinrichtungen, wie Nahversorgung, Gastronomie, Kleingewerbe.
Die neue Stadtanlage nimmt die landschaftlichen und topographischen Gegebenheiten auf und übersetzt sie in architektonische und räumliche Strukturen. So entsteht an der südlichen Kante über dem ost-west-gerichteten neuen Landschaftspark eine Abfolge von turmartig überhöhten Wohngebäude, die eine neue Stadtsilhouette ausbilden und das neue Quartier in Richtung Altstadt prägen.
Während der Landschaftspark im Süden und Osten mit seinen großflächigen Gehölzbeständen weitgehend unverändert bleibt, wird der nördliche Parkrand in Verbindung mit der Bebauung neu formuliert: Ein Heckenband und ein lichter Hain aus Blütenbäumen bilden einen „weichen“ Übergang vom Wohnquartier zum Park und gleichzeitig eine attraktive Kulisse für die Parkpromenade. An der ehemaligen Kleinschießanlage und den Flughallen sind ein Jugendtreff, eine temporäre „Freizeitwerkstatt“ sowie Flächen für Trendsportarten situiert. Zudem dienen die Shelter als wirksame Abschirmung zur südlichen Bebauung. Die Sternschanze wird – soweit dies möglich ist – freigestellt.
Entlang der östlichen Bebauungskante öffnen sich kleinteiligere Wohnbauten mit ihren vorgelagerten Gärten zur Landschaft. Eingebunden werden sie durch die erhaltenen Pflanzstrukturen der Kasernenanlage, die einen „grünen“ Rahmen ausbilden. Kleine Plätze bilden „Scharniere“ zwischen außen und Innen, inzenieren als Aussichtsplattformen den Blick in die Landschaft bzw. ins Quartier. Begleitet wird dieses „Randband“ von einem innenlaufenden Weg mit Fitness-Stationen, Rastplätzen und Aussichtspunkten.
An der Westseite des Quartiers, zur Sternschanzenstraße, entstehen Verknüpfungspunkte zu den Bestandsbauten. Diese Punkte werden als räumlich ausgebildete Orte wiedererkennbar und markant gestaltet.
Ganz im Norden des Geländes entsteht eine Sportanlage, die trotz der vorgegebenen Randlage integraler Bestandteil des Quartiers werden soll. Dazu wird eine prägnante räumliche Sequenz in Nord-Südrichtung aufgebaut, die die Bedeutung der Verknüpfung von südlichem Grünzug zum nördlichen Sportbereich über den zentralen Platz herausarbeitet. Der Sportplatz ist in die Topographie eingesenkt. Die mögliche Unterbauung der Aussichtsbastion bietet Raum für die notwendige Infrastruktur und weitere Angebote, wie Kletterturm etc.
Die Grünflächen mit ihren Sport- und Freizeitangeboten stellen gleichermaßen attraktive Angebote für die Bewohner der angrenzenden Wohnquartiere dar. Durch die Öffnung und Entwicklung der Konversionsfläche werden so die bislang isoliert liegenden Stadtteile östlich der Bundesstraße miteinander verbunden.
Innenhalb des Quartiers werden Angebote für vielfältige Bewohnengruppen geschaffen. Das reicht von klassischen Miet- und Eigentumswohnungen, über Angebote für Baugruppen und Genossenschaften bis zu Stadthäusern, gestapelten Stadthäusern, Doppel- und Einfamilienhäusern.
Die Führung einer Buslinie durch das Quartier in einem angemessenen Takt sowie die F/R-Anbindung über die Sternschanze an die Altstadt soll den MIV reduzieren, unterstützt von einem Netz von Mobilitätsstationen mit Carsharing und E-Bike-Angebot.
Die Oberflächenentwässerung erfolgt größtenteils dezentral über Versickerung auf den Baugrundstücken, Zisternen sind obligatorisch, Brauchwassernutzung erwünscht. Im zentralen Bereich und an der grünen Fuge wird die Wassersammlung und Anlage von unterirdischen Rückhaltebecken vorgeschlagen, um hier Wasserspiele zu speisen bzw. das Wasser kontrolliert in Sickerflächen abzuleiten.
Auszüge aus dem Wettbewerbsbeitrag finden sich auch in der Wettbewerbsdokumentation, S. 18-21
Weitere Infos zum Wettbewerbsbeitrag u.a. auch unter:
– www.german-architects.com
– DZ vom 25.11.2017 – Ein neues Quartier für 3000 Menschen
– www.competitionline.com/de/ergebnisse/262787
– www.focus.de
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Einzelbewertung des Preisgerichtes vom 23.11.2017
aus der Ausstellungsinformation:
Wohnen in Donauwörth / Das neue Alfred-Delp-Quartier; Einzelbewertungen, S. 7f.
“(…)
1010 / 1. Preis
Die Weiterentwicklung des vorhandenen Bolzplatzes zum großen zentralen innenliegenden Quartierspark bildet die prägende Entwurfsidee der Arbeit.
Städtebau
Differenzierte Baufelder, Freiräume und Wege bilden ein spannungsvolles und vielfältiges sowie robustes Stadtgerüst, welches auch die vorhandene Topographie berücksichtigt.
Unterschiedlich ausgrprägte Stadtbausteine bilden differenzierte Teilquartiere aus:
- im Süden größere Typologien mit höheren Punktbauten, welche sehr schön eine neue Stadtkulisse zur verlängerten Promenade ausbilden
- im Osten eine sehr kleinteilige Struktur aus Reihen- und Doppelhäusern, wodurch keine bauliche Raumkante zur Landschaft und nur sehr wenige, aber dafür sehr privilegierte Wohnlagen an dieser Topadresse entstehen
- im Westen entlang der Sternschanzenstraße kompakte Blockstrukturen mit Fugen und eingegliederten Stadthäusern, welche eine sehr gute Adresse (für das gesamte Quartier) zur Sternschanzenstraße hin ausformulieren
- im Norden liegt eine Struktur aus Großblock mit eingestellten Gebäuden, wobei die Zuordnung der Freiräume nicht klar ist und bauliche Sonderlösungen erfordert.
Besonders gelungen sind die drei Entrée-Räume an der Sternschanzenstraße, welche einen guten Auftakt und eine erkennbare Adresse für das Quartier bilden und eine langfristige Beziehung zu den Nachbarquartieren fördern.
Die Flächenverteilung liegt etwa im Durchschnitt. Bei der Geschossfläche für Wohnen liegt die Arbeit mit 143.000 m2 auf Rang 2 des Teilnehmerfeldes.Dagegen werden bei den Sonderflächen nur halb so viel m2 wie im Durchschnitt erreicht. Hier ist ggf. noch eine Umsortierung möglich.
Freiraum
Eine grün geprägte Nord-Süd verlaufende Raumfolge von der Promenade im Süden über den zentralen Park, einen Anger bis zum Sportplatz im Norden gliedert den Stadtkörper.
Der baulich nicht gefasste Siedlungsrand zur Lamdschaft im Osten wird durch einen grünen Saum freiräumlich gefasst und verstellt somit sämtliche Ausblicke ins Donautal. Lediglich an einigen Fugen im Stadtraum werden die Ausblicke inszeniert.
Im südlichen Freiraumband sind vielfältige Freizeitnutzungen vorgesehen. Ergänzt wird dieses Angebot durch einen Jugendtreff im Osten sowie die Zwischennutzung der Panzerhallen. Diese könnten langfristig aber auch durch Neubauten ersetzt werden.
Erschließung
Die Erschließung erfolgt über die drei Entréeräume mittels vier Zufahrten, welche an der Nord-Süd verlaufenden Raumfolge gekoppelt sind. Dies funktioniert insbesondere für den Fuß- und Radverkehr sehr gut, da das Quartier somit hervorragend mit den angrenzenden Stadt- und Landschaftsräumen vernetzt wird. Für den MIV ist im Quartier kein klares übergeordnetes Erschließungssystem zu erkennen, was nicht unbedingt von Nachteil sein muss. Probleme werden bei der übermäßigen Erschließung mit Garagenhöfen im Teilquartier Ost gesehen.
Phasenbildung
Bereits in Bauabschnitt A lässt sich ein schlüssiger Abschnitt des Quartiers mit Ringerschließung entwickeln.
Energie
Die Kompaktheit, Ausrichtung und Abstände begünstigen eine aktive und passive Nutzung solarer Energie. Im südlichen Teilraum scheint eine zentrale Energieversorgung wirtschaftlich gut machbar.
Schallschutz
Der Schallschutz am Sportplatz funktioniert durch einen dreiseitig umlaufenden Wall sehr gut. An der Sternschanzenstraße sorgt eine überwiegend geschlossene Bauweise für einen baulichen Lärmschutz.
(…)”
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24.01.2018: VgV-Vergabeverfahren zwischen Stadt Donauwörth und dem 1. Preisträger MORPHO-LOGIC | Architektur und Stadtplanung, München (DE).
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Am 14.03.2018 hatten im Rahmen eines Workshops die Stadträte erstmals die Möglichkeit, sich gemeinsam und intensiv mit dem Wettbewerbsbeitrag auseinanderzusetzen und ihn zu diskutieren.
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Aus der Sitzungsvorlage der Stadtratssitzung vom 19.03.2018: “(…) Auf Basis des Vergabeversprechens aus der Wettbewerbsauslobung und Merkblatt 51 der Architektenkammer Baden-Württemberg, nach der sich auch die Architektenkammer Bayern richtet, soll das Büro Morpho-Logic mit Lex-Kerfers Landschaftsarchitekten mit dem städtebaulichen Entwurf beauftragt werden.
Beschlussvorschlag:
Der Stadtrat der Stadt Donauwörth beauftragt auf Basis des Vergabeversprechens aus der Wettbewerbsauslobung, dem Merkblatt 51 der Architektenkammer Baden-Württemberg und der vorgestellten Vorgehensweise das Büro Morpho-Logic aus München mit dem Büro Lex-Kerfers Landschaftsarchitekten aus Bockhorn mit der Ausarbeitung des städtebaulichen Entwurfs im Rahmen des städtebaulichen Wettbewerbs „Wohnen in Donauwörth | Das neue Alfred-Delp-Quartier“. (…)”
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Anmerkung zum bisherigen Verfahrensablauf :
(Stand 06.05.2018)
Grundsätzlich wäre es sehr hilfreich gewesen, wenn allen Stadträten der komplette Wettbewerbsbeitrag in seiner Gänze (d.h. mit allen Plänen, Details und Erläuterungen) frühzeitig zur Verfügung gestellt worden wäre. Dies war allerdings leider auch während des Workshops (14.03.2018) und auch später bei der 1. Sitzung der Lenkungsgruppe „Städtebaulicher Entwurf Alfred-Delp-Quartier“ (25.04.2018) noch nicht der Fall.