Auszug aus: Dr. HANS GEBHART: Die Münzen und Medaillen der Stadt Donauwörth; S. 4-25; Abteilung Verlag der Münzhandlung A. Riechmann & Co.; HALLE (SAALE) 1924; (Original in Sammlung G. Dinger)
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Donauwörth unter den Hohenstaufen.
Brakteatenprägung.
Bis zum Ende der Staufischen Kaiserzeit blieb Donauwörth königliches Hausgut.
Die Wirtschaftspolitik der Hohenstaufen brachte es mit sich, daß sie, die in den Städten eine finanzielle Quelle ersten Ranges für sich erblickten, deren wirtschaftliche Bedeutung und Kraft zu heben suchten. Auch für Donauwörth dürfen wir in dieser Zeit einen neuen Aufschwung des Handels und Marktes annehmen. Von Friedrich II. wissen wir, daß er in einer im Juli 1220 ausgestellten Urkunde verordnet, der altherkömmliche Brückenzoll soll aufgehoben, von keinem Durchreisenden mehr Abgaben verlangt und an Stelle der hölzernen Brücke eine neue steinerne gebaut werden, eine Maßnahme von einschneidender wirtschaftlicher Bedeutung für Donauwörth.
In die Zeit Heinrich VI. (1190-1197) fällt die Errichtung einer Münzstätte in der im Stammlande des staufischen Familienbesitzes gelegenen Stadt. Bis zum Ende der Hohenstaufen wurde hier gemünzt.
Das bedeutet aber selbstverständlich nicht eine Erneuerung des vor zwei Jahrhunderten an Aribo und Mangold erteilten Münzprivilegs oder etwa gar eine Münzverleihung an die Stadt Donauwörth, wie man nach Stenger (Verfassung und Verwaltung der Reichsstadt Donauwörth, S. 132) meinen könnte, der übrigens fälschlicherweise die Erhebung Donauwörths zur Reichsstadt bereits 1193 ansetzt[1]. Vor Mitte des 13. Jahrhunderts war, außer Lübeck (1226), überhaupt keine deutsche Stadt im dauernden Besitz eines vom König verliehenen oder bestätigten Münzrechtes[2]. Nur unter diesem Gesichtspunkt ist auch eine Urkunde Kaiser Friedrichs II. aus dem Jahre 1219 zu verstehen, in der den Nürnberger Kaufleuten gestattet wird, auf den Messen zu Donauwörth und Nördlingen mit eigener Münze einzukaufen und der Münzmeister von Nürnberg die Befugnis erhielt, in Donauwörth Münzen nach Nürnberger Schlag zu prägen (item in nundinis Werdae cives Nuorimbergenses cum denaniis Nuorimbergensibus ement et cambient aurum et argentum et magister Nuorimbergensis monetae illuc ibit, si voluerit, et denarios sue monete ibi formabit[3]. Hätte die Stadt Donauwörth das Münzrecht wirklich inne gehabt, sei es dauernd oder nur zeitweise, so wäre die dadurch bedingte Territorialität der Münze mit der gleichzeitigen Befugnis, jedes fremde Gepräge vom Stadtgebiet auszuschließen – ein Recht aus dem sich vorwiegend der finanzielle Gewinn einer Münzausübung in jener Zeit herleitete — durch diese Urkunde aufgehoben worden, wodurch eine solche Verleihung wert-und sinnlos geworden wäre.
Im Anschluß an diese Urkunde Friedrich II. vom Jahre 1219 sei eine hierin belegte allgemeine und sehr wichtige Erscheinung des Münzwesens beleuchtet. In dieser Urkunde wird, wie bekannt, dem Münzmeister von Nürnberg erlaubt, den Markt zu besuchen und wenn es ihm beliebt Pfennige seiner Münze dort zu schlagen, “also ein Münzprägen eigens zu Zwecken des Marktes und nur zu Zeiten des Marktes”[4]. Wir sehen hier an diesem Beispiel den, ich möchte fast sagen, ephemeren Charakter der Münzprägungen jener Zeit klar hervortreten. Diese Erscheinung war allgemein. „Wir können uns überhaupt nach unseren staatlich so fest geordneten Münzverhältnissen kaum eine Vorstellung machen, wie sehr damals das Geld nur dem augenblicklichen Bedürfnis diente und zur Befriedigung eines solchen häufig schnell hergestellt wurde.” Im engsten Zusammenhang damit stehen die sogenannten Münzverrufungen (renovationes, revocationes, innovationes, mutationes monetae). Darunter versteht man die Erscheinung, daß zu bestimmten Zeiten alle einheimischen Münzen verrufen, „ihre weitere Benutzung im Handel und Verkehr zur Bezahlung verboten und jedermann gezwungen wurde, dieselben zu einem vom Münzherrn beliebig bestimmten Kurs gegen neue, sei es gleichwertige oder geringerwertige umzuwechseln”. Sie wurde bereits in den Zeiten Pippins und Karls des Großen aus volkswirtschaftlichen Erwägungen heraus ausgeübt (schnelle Abnutzung der Münzen usf.). Als sich dann später in Deutschland die Territorialität des Wirtschaftslebens und Münzwesens herausbildete, wurden für viele bedeutendere Märkte (meistens Jahrmärkte) jeweils eigene Münzen geschlagen, “da die Münzen, welche an früheren Markttagen waren gebraucht worden, verloren, abgenützt, teilweise wohl auch in die Fremde gewandert waren”. Bald wurden jedoch diese Verrufungen, die sich also ursprünglich aus Notwendigkeiten meistens wirtschaftlicher Art entwickelt hatten , von den einzelnen Münzherren insofern zur ‘Vermehrung ihrer Einkünfte aus dem Münzregal mißbraucht, als mit der jeweiligen Verrufung einerseits eine Verschlechterung der neuen Münze eintrat, andrerseits von dem die alte Münze zur Umschmelzung und Umprägung einliefernden Einzelnen unmäßige Abgaben beim Auswechseln in neue Münzen verlangt wurden.
Die ersten urkundlichen Belege über die Donauwörther Münze und Donauwörther Geld stammen aus dem Jahre 1194; sie werden schon von Beyschlag a. a. 0. angeführt. In einer Urkunde (in einer Neresheimer Deduktion), die am Ulrichstage (4. Juli) 1194 ausgestellt wurde, finden wir: Annuatim persolvamus duos denarios werdensis monetae. Das “annuatim” spricht für eine dauernde Tätigkeit der Münzstätte.
Lang führt in seinen Regesten[5] unter dem Jahre 1194 an : Hartmannus Comes de Dillingen Caesariensi coenobio pro XXX marcis argenti et VII talentis W e r d e n s i s monetae confert molendinum unum et curiam.
Den nächsten urkundlichen Nachweis verdanken wir den Reiserechnungen[6] Bischof Wolfgers von Passau, der auf einer Reise (1203/04) von Italien über Augsburg nach Nürnberg (Regensburg, Passau) Donauwörth berührte. U. a. finden wir folgenden Eintrag: Aput Werde iij marc. Pro iij. tal. Et Xij sol. werden. Item ibidem unam marc. et pondus XX denariorum pro XXVj sol. min. iiij. den. (zu ergänzen cambivimus).
Aus dem Jahre 1138 ist noch eine Urkunde des Grafen Hartmann von Dillingen zu erwähnen, “in der dem Kloster Kaisersheim ein Kauf bestätigt wird, wonach Berchtoldus von Höchstädt ein Gut dem Kloster Kaisersheim cum Omnibus attinentiis suis vendidit LXXV libris monete Werdensis”[7].
Wie bereits angedeutet wurde und wie aus diesen Urkunden entnommen werden kann, handelt es sich hier um eine ständig (zum mindesten während der Marktzeiten) in Betrieb gewesene königliche Münzstätte. Wir dürfen also einen ständigen königlichen Münzmeister annehmen. Urkundliche Belege darüber fehlen. Doch scheint dieses königliche Amt im Laufe der Zeit an Werder Bürger, die es entweder gepachtet oder als Lehen bekommen hatten, übergegangen zu sein. In Urkunden der späteren Zeit erscheinen des öfteren Angehörige einer Familie „Münzmeister von Werd”, die gleichzeitig das Amt des Ammanns bekleideten, häufig als Zeugen[8].
Unter den “denarii” sind Brakteaten schwäbischer (Augsburger) Art zu verstehen. Diese Brakteaten sind also Currentmünzen und bilden das überwiegende Münzgeld der Zeit.
12 Denare (Pfennige) = 1 Solidus oder Schilling (durchwegs ein Zahlbegriff bis zu der in Frankreich 1266, in Deutschland um 1300 erfolgten Einführung der gemünzten solidi, nämlich der Groschen); 20 Schillinge = 1 Zählpfund; das Pfund ist immer Rechnungsmünze (das 240fache des Pfennigs), lat. Bezeichnung: libra, talentum (selten siclus). Der Begriff des Zählpfundes entlwickelte sich aus der Anzahl der auf das karolingische Gewichtspfund gehenden Pfennige (240).
Um die Erforschung der schwäbischen Brakteaten, dieser eigenartigen Erzeugnisse mittelalterlicher romanischer Kunst, hat sich Rudolf v. Höfken in seinem Archiv für Brakteatenkunde grundlegend verdient gemacht. Sie bieten, da sie in Süddeutschland meistens als stumme Gepräge auftreten (im Gegensatz zu den norddeutschen Brakteaten, die vielfach mit Umschriften versehen sind) für ihre genaue Bestimmung (Münzherr, Ort, Zeit) oft die größten Schwierigkeiten.
Die süddeutschen Brakteaten – einseitig geprägte Münzen mit dünnem Schrötling, bei denen das Gepräge in den meisten Fällen erhaben erscheint – kommen in der Regierungszeit von Friedrich I.[9] auf. Ihr Stempelschnitt, gekennzeichnet durch kunstvolle Ausführung, Reichtum der Erfindung, der Bilder und Embleme, steht bereits gegen Ende des 12. Jahrhunderts im Zeichen hoher künstlerischer Blüte, die sich noch bis in die Zeiten Friedrichs II. erhielt, wenn sich auch bereits innerhalb dieses Zeitraumes in der fortschreitenden Vereinfachung des Schnittes Anzeichen eines beginnenden Verfalls bemerkbar machen. Das Ende der Brakteatenzeit fällt für Schwaben in die Mitte des 14. Jahrhunderts.
Man unterscheidet bei den schwäbischen Brakteaten der staufischen Zeit drei Gruppen: Pfennige Augsburger Schlages, die mittelschwäbischen und die allemannischen Brakteaten.
Die dem südlichsten Teile Schwabens angehörigen Prägungen, die allemannischen, Brakteaten (vorwiegend viereckig mit geschweiften Rändern, kleinem Durchmesser) verteilen sich auf die Gebiete der „Bischöfe von Basel, der Herzöge von Zähringen, Zürich, Frauenabtei Zofingen, Bern, Grafen von Habsburg und von Kyburg usf., vom elsässischen Sundgau und Breisgau das Aaregebiet hinauf”[10].
Für unsere Zwecke interessieren uns hier mehr die beiden anderen Gruppen, die sich — nach 1200 wenigstens – durch äußere Kennzeichen und Gewicht voneinander unterscheiden.
Für die zweite vorwiegendvon Konstanz beeinflußte Gruppe ist der Kreuzviereck ( ┼ □ ┼ □ ┼ □ ┼ ) oder Kugelrand und das leichtere Gewicht (zwischen 0,4 und 0,5 g) kennzeichnend. Sie umfaßt die Prägungen der „Grafen von Sigmaringen, Veringen (Münzstätte Riedlingen), Montfort (Münzstätte Feldkirch, Bludenz), Toggenburg, der Städte (königliche, stiftische und dynastische Pfennigschmieden) Ulm, Biberach, Ravensburg, Lindau, Ueberlingen, Kaufbeuren, Memmingen, Leutkirch, Buchhorn, Kempten, Konstanz, der Abteien Weingarten? Stein? Reichenau (Münzstätte Radolfzell) Buchau? auch St. Gallen inbegriffen; Sigmaringen, Riedlingen, Feldkirch, Bludenz, (zweifelhaft sind Bregenz oder Pfullendorf, auch Isny)”.
Die erste Gruppe wird unter dem Namen Augustenses zusammengefaßt und erstreckt sich auf die bischöfliche Prägung von Augsburg, die königliche Münzung in Augsburg, Schongau[11] und Donauwörth. Ein Beweis für die Berechtigung einer Einreihung von Memmingen und Kaufbeuren unter die Prägstätten der königlichen Augustenses ist vorläufig noch nicht erbracht worden. Diese Städte liegen in der Diözese Konstanz und werden sich der dort üblichen Prägeweise bedient haben. Kempten hat sich bereits zwischen 1190 und 1200, wenn nicht früher, den mittelschwäbischen Geprägen angeschlossen. Als Unterabteilung der Augustenses sind Gepräge aus der Münzstätte Innsbruck anzusehen. Möser hat in seinen Studien über das ältere Münzwesen Tirols[12] nachgewiesen, daß Innsbrucker Augustenses existiert haben[13]. Kennzeichen der Augsburger Pfennige: Im Vergleich mit den mittelschwäbischen Brakteaten schwereres Gewicht (rund zwischen 0,6 und 0,9 g) und Halbmondrand. Über ihre Geschichte wissen wir: Während des 12. Jahrhunderts waren bis etwa 1190 in Augsburg doppelseitige, meist bischöfliche Pfennige (Halbbrakteaten) geschlagen worden; von da an dringen die einseitigen Gepräge (Brakteaten) durch. Der Halbmondrand entwickelt sich seit 1190 aus einem Fries von Bogen und Lilien. Zwischen 1170 und 1190 war für eine Gruppe Augsburger Halbbrakteaten als Randverzierung Zierbuchstaben N O N O N O usf. verwendet worden.
Ein feststehendes Münzzeichen. wodurch zwischen den drei königlichen Münzstätten unterschieden werden könnte, gibt es nicht. Verhältnismäßig einfach ist es, die bischöflichen Gepräge von Augsburg (erkennbar an Mitra bicornis, Krummstab, Buch, Kelch usf., den Abzeichen geistlicher Würden) auszuscheiden.
Für die örtliche Zuteilung der königlichen Gepräge nach dem in der Diözese Augsburg liegenden Donauwörth, die fast immer das Bild des Königs oder Kaisers (bzw. Münzherrn) zeigen, ist in erster Linie die Nähe der Münzstätte an deren Fundort maßgebend. Hier ist jedoch zu bedenken, daß sich das Umlaufgebiet der Augustenses aller drei Münzstätten in der Hauptsache an der Straße Schongau-Augsburg-Donauwörth, die Verkehr über die Alpen von und nach Italien vermittelte, hinzog. (Vgl. Die Marschroute Wolfgers von Passau.) Es ist also eine gewisse Vorsicht für die Bestimmung in geringer Zahl auftretender Gepräge eines Fundes am Platz und ein Vergleichen mit den Funden in der Nähe Schongaus und Augsburgs nicht zu umgehen. Für die Verlegung königlicher Gepräge nach Augsburg ist die Frage von Bedeutung: Haben die Staufer überhaupt in Augsburg gemünzt? Darauf ist zu sagen: An eine dauernde Ausmünzung ist nicht zu denken. Werden doch noch von Konradin, als ihm die, 1167 an die Staufen (unter Kaiser Friedrich I.) gekommene, Stadtvogtei im Jahre 1267 verbrieft wurde, dem Bischof ausdrücklich Zoll und Münze, als ihm gebührende Rechte, zugestanden[14]. Es kommen also nur zeitweise Prägungen in Frage, durch die der König sich und seinem Hof oder Heer das für den momentanen Aufenthalt nötige Geld verschaffte. Über das Bestehen und die Ausübung dieses Rechtes herrschen verschiedene Meinungen. Grote verneint das im Gegensatz zu Dannenberg, Eheberg und (in neuester Zeit) Cahn[15]. Indem ich mich den Ausführungen Cahns anschließe, also dieses Recht als bestehend annehme, erhebt sich die Frage: Wann sind königliche Aufenthalte (Hoftage, Reichstage usf.) für Augsburg zu verzeichnen? Sie dürfen nicht übersehen werden und bieten in manchen Fällen wichtige Fingerzeige. Nach Stälin (Württembergische Geschichte, Bd. II, S. 123, 134, 151, 157, 165, 207, 226/227) ergibt sich folgende Zusammenstellung: Friedrich I. 1179 Sept., 1182 Okt., Hochzeit Philipps von Schwaben in Gunzenlech bei Augsburg Mai 1197, König Philipp Juli 1205, Nov./Dez. 1207, König Otto Dez. 1208, Juli 1209, Kaiser Friedrich II. März 1213, Febr./März 1214, April 1215, Mai/Juni 1217, Dez. 1219, ,Juli/Aug. 1220, Okt. 1235, Juni/Juli 1236, Aug. 1237, Kaiser Heinrich VII. Febr./März 1223, Nov. 1225, Nov. 1226, März/Okt. 1227, Okt./Nov. 1231, März/Mai 1232, Kaiser Konrad IV. Mai 1245, Aug./Sept. 1246, März 1250, Febr., Juli/Okt. 1251, Kaiser Konradin Nov. 1262. Febr. 1264, Okt./Nov. 1266, Febr.-Mai 1267.
Weiterhin ist für die Bestimmung der Gepräge eine genaue Fundstatistik, also eine möglichst eingehende Beschreibung, genaue Angabe der Stückzahl, des Umfanges und Gewichts, nach Möglichkeit auch des Feingehaltes, der Art der Fundaufbewahrung und des Fundortes, nicht zu entbehren. Die Bedeutung der metrologischen Angaben für die Zeitbestimmung wird ohne weiteres klar, wenn wir uns der bereits erwähnten Erscheinung der fortschreitenden Münzverschlechterung an Gewicht und Feingehalt erinnern. Doch sei hier gleich bemerkt und vorweg genommen, daß sich dieses Übel unter dem immerhin noch kräftigen staufischen Kaisertum im allgemeinen in bescheidenen Grenzen hielt. Die Gewichtsabnahme der Brakteaten des letzten Staufenkaisers (Dw. rund 0,6 g) im Vergleich mit denen Heinrichs \I (Dw. rund 0,8 g) beträgt durchschnittlich nur 0,2 g; wobei nicht zu übersehen ist, daß die Brakteaten Friedrichs II. (1212-1250) sich überwiegend auf einer Gewichtshöhe von rund 0,75 g bewegen. Die durchschnittlichen Gewichtsangaben weichen jedoch immer mehr oder weniger von dem tatsächlichen Durchschnittsgewicht zur Umlaufszeit ab. Der Grund dafür ist in der bekannten Unsitte des Aussaigerns zu suchen. Darunter wird die Erscheinung verstanden, daß die einen höheren als den Nennwert darstellenden schwersten Stücke aus dem Verkehr verschwanden und eingeschmolzen wurden. Bei der primitiven mittelalterlichen Münztechnik konnten nämlich nicht alle Stücke in gleichem Gewichte ausgebracht werden. Die dadurch erklärten Gewichtsschwankungen verschiedener Pfennige der gleichen Prägung sind oft sehr bedeutend und das Gewicht vereinzelt auftretender Brakteaten in irgend einem Funde ist nicht ohne weiteres für sämtliche Stücke des gleichen Schlages maßgebend.
Was das Verhältnis der Stückzahl der einzelnen Typen in einem Funde zueinander und die daraus gefolgerte zeitliche Einreihung der Gepräge betrifft, so nimmt man — meistens mit Recht — an, daß die am häufigsten auftretenden Exemplare zur Zeit der Vergrabung in Umlauf gewesen sind, also die jüngsten Münzen des Fundes darstellen. Hat man nun irgend welche Anhaltspunkte für die zeitliche Festlegung eines im selben Funde auftretenden Brakteaten, so kann man unter Berücksichtigung des Zahlenverhältnisses von dieser Prägung aus die anderen Stücke mit einiger Bestimmtheit fixieren. Solche Anhaltspunkte sind — außer den schon besprochenen — Technik des Stempelschnittes, Fabrik und Münzbild (hier seinem Inhalte nach zu verstehen).
Über den Stempelschnitt wurde bereits gesprochen. Es soll hier noch einiges über Einzelheiten auf unseren Brakteaten nachgetragen werden. v. Hofken hat in seinem Archiv verschiedentlich angedeutet, inwieweit der Stempelschnitt für die zeitliche Einreihung eines Gepräges maßgebend sein kann.
Wenn wir bei dem Hauptkennzeichen der Augustenses, dem Halbmondrand beginnen, so läßt sich vergleichenderweise erkennen , daß die Halbmonde früherer Pfennige mehr gebogen, den Wutstreif berührend, mit reichhaltigen Verzierungen (Kreuzchen, Lilie, Ringel, Punkt) ausgeführt sind im Gegensatz zu jüngeren Brakteaten, bei denen die Halbmonde gestreckt und flacher erscheinen , die Verzierungen überhaupt fallen oder nur durch Punkte gegeben werden.
Ferner ist auf die Zeichnung der Locken zu achten. Nach irgend einer Ausführung der Lockenzeichnung im engeren Sinne des Wortes wird man aber selbst bei den ältesten Pfennigen vergebens suchen. Unter „Locken”[16] ist ganz allgemein das bis zum Hals oder nur über die Ohren herabfallende Haar zu verstehen. Wir können verschiedene Arten der Ausführung feststellen: Entweder wird das Haar als aus einer Reihe von Perlen (Punkten) zusammengesetzt gegeben oder es wird der Versuch gemacht, die Haarsträhne durch Striche anzudeuten, oder es wird die Haarmasse nur umrissen, was bei den weitaus meisten Geprägen der Fall ist. Das völlige Fehlen des Haares ist nur bei den allerjüngsten der uns hier beschäftigenden Brakteaten, hauptsächlich der Konradins, zu bemerken.
Mit starker Einschränkung ist die Zeichnung der Augen für die zeitliche Ansetzung eines Gepräges zu gebrauchen. Sie werden bei den ältesten Königspfennigen in elliptischer Form, auf den nächst jüngeren durch Punkte, auf den allerjüngsten durch Ringel dargestellt. Unsere Reihe von Hohlpfennigen zeigt aber, daß unter den ältesten Geprägen eine ganze Anzahl zu finden ist, auf denen die Augen als Punkte erscheinen (siehe z. B. Nr. 1, 2, 5 usf.), wogegen wir unter späteren Brakteaten solche mit Augen in elliptischer Form begegnen (siehe Nr. 10, 11, 16). Ringel kommen ausnahmslos wieder erst auf den jüngsten Pfennigen vor.
Auch die Ausführung der Krone wird erst bei ihnen größtenteils zum Schema:
Mit dem abnehmenden Umfang kann im allgemeinen ein Überwiegen der Kopfbilder festgestellt werden. Im übrigen kommen in der ältesten Zeit Brust-, Hüftbilder und Figurenpaare vor. Nach 1200 sind Brustbilder vorherrschend. Kopfbilder treffen wir auch hier, aber immer mit raumfüllenden, schmückenden Beigaben (Tiere, Mauerzinnen, Türme usf.). Diesen Prägungen reihen sich ein paar Stücke mit zwergartigen Figuren an, die den Übergang zu den ausschließlichen Kopfbildern der jüngsten Pfennige bilden.
In der Fabrik bestehen zwei klare Unterschiede zwischen älterer und jüngerer Prägung, die sich auch zeitlich ziemlich genau bestimmen lassen. Man trennt Brakteaten von größerem Umfang (durchschnittlich 24-25 mm) und flacherem Gepräge, die sich bis in die Mitte der Regierungszeit Friedrich II. (3. Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts) zeigen, von solchen mit geringerem Umfang (durchschnittlich 21 mm) und starkem Reliefgepräge, die durchwegs der späteren Zeit angehören[17].
Auch aus der Beziehung des Münzbildes auf den Münzherrn, Münzort usf. können nähere Bestimmungen hergeleitet werden. Die Darstellung im allgemeinen und die Beigaben können Hinweise liefern. Es wird z. B. der unbedeckte Kopf über einer Krone auf Nr. 26 unserer Zusammenstellung mit aller Bestimmtheit auf den unmündigen Konradin deuten. Vgl. auch Nr. 8, wo das zueinandergeneigte Paar auf eine Vermählung hinweist. Bedeutend schwieriger und unsicherer ist die Beziehung verschiedener Beigaben auf Ereignisse der Zeit, Personen, Geschlechter, Orte usf., da die Unterscheidung zwischen bloßer Ausschmückung und beabsichtigtem Hinweis mitunter schwierig zu treffen ist. Wenn wir jedoch z. B. von Friedrich II. wissen, daß er ein besonderer Freund der Falkenjagd gewesen ist, ja sogar eine Abhandlung “De arte venandi cum avibus” geschrieben hat[18], so liegt es nahe, den Brakteaten mit zwei Falken (Nr. 19), der auch nach sonstigen Gesichtspunkten in die Zeit Friedrich II. fällt, mit dieser Überlieferung in Zusammenhang zu bringen. Ein einfaches Kreuz kann unter Umständen auf einen Kreuzzug bezogen werden, zweifelhaft aber ist es, ob mit gleichem Recht auf das im Jahre 1101 gegründete Hl. Kreuz-Kloster in Donauwörth, dessen Abzeichen meist in der Form des Patriarchenkreuzes (wie sie die dort aufbewahrte Partikel des Kreuzes Christi aufweist) auftritt.
Diese Ausführungen lassen erkennen, wie äußerst wichtig genaue Fundbeschreibungen für ihre wissenschaftliche Verwertung sind. Es möge im folgenden eine
Übersicht über die wichtigsten Funde, insoweit
sie Augsburger Pfennige königlichen Schlages
staufischer und folgender Zeit enthalten[19],
gegeben wird. Sie soll ermöglichen, sich im Überblick über die Zusammensetzung der einzelnen Funde zu orientieren. Eine genauere Beschreibung der einzelnen Stücke folgt später. Im oben angegebenen Sinne sind von angeführten größeren Funden die von Wollishausen, Heuchlingen, Ellenbrunn und Füssen vollständig beschrieben. Der Fund Füssen enthält Gewichts-(und Feingehalts-)angaben nur für die in größeren Mengen auftretenden Exemplare. Die Angabe des Durchmessers fehlt durchweg.
Fund Wollishausen.
(Buchenau, BMzfr. 1909, Sp. 4258 ff.). Wollishausen bei Gessertshausen, B. A. Augsburg, einige Stationen westlich von Augsburg. Die Hauptmasse des Fundes bestand aus Bischofspfennigen von Augsburg. Daneben traten auch herzogliche und königliche Gepräge — hauptsächlich aus der Zeit Heinrich VI. — auf, deren Durchschnittsgewicht 0,799 g betrug. Für uns kommen in Betracht:
Fd.-Nr. | Nr. uns. Beschrbg |
|
15 | Halbfigur des thronenden Königs mit Zepter und Kugel mit Doppelkreuz. Rand: Lilienförmig endende Doppelbogen. 22-24 mm. 4 St. | 1 |
16 | Zwei gekrönte Halbfiguren mit Lilie und Schwert über einer Ballustrade. Halbmondrand mit Kreuzchen und Ringel. | 2 |
17 | Gekrönter Kopf unter zwei einander zugewandten Adlern. Halbmondrand mit Kreuzchen und Lilien. 51 St. | 4 |
18 | Thronender König mit Kreuz und Lilienzepter zwischen zwei schräg gestellten Türmen. Halbmondrand mit Lilien und Kreuzchen. 22-25 mm. 121 St. | 3 |
19 | Brustbilder eines gekrönten Paares über einem Bogen. Halbmondrand. 22-25 mm. | 5 |
20 | Thronender König im Mantel mit Lilienzepter und Reichsapfel. Halbmondrand mit Ringel. 31 St. | 6 |
21 | Gekröntes Brustbild mit Kreuzstab (daran zwei herabhängende Lilien) und fünfblättrigem Zepter. Halbmondrand mit Ringel. 8 St. | 7 |
22 | Gekröntes Paar einander zugeneigt. Halbmondrand mit Ringel. | 8 |
23 | Reiter (Herzog?), Schwert schwingend. Halbmondrand mit Ringel. | 9 |
Fund Ellenbrunn.
(Menadier, ZfN. Bd. 21, S. 305 f.) Ellenbrunn, in der Nähe von Neuburg a. d. D. Inhalt: 1 bischöfliches und 4 königliche Augsburger Gepräge.
Fd.-Nr. | Nr. uns. Beschrbg |
|
1 | Brustbild des Königs neben Halbadler. Halbmondrand mit Kügelchen. 159 St. | 16 |
2 | Brustbild des Königs, in den erhobenen Händen beiderseits eine Lilie haltend. Halbmondrand mit Kreuzchen. 2 St. | 15 |
3 | Brustbild des Königs, in den erhobenen Händen beiderseits ein Kreuz haltend. Halbmondrand. 733 St. | 17 |
5 | Unbedeckter Kopf zwischen zwei Türmen über einem Perlbogen. Darunter Krone. Halbmondrand. 3 St. | 27 |
Fund Blankenburg.
B. A. Wertingen, ca. 25 km nordwestlich von Ausburg. Inhalt: 3 weltliche und 3 bischöfliche Augsburger Gepräge. (MBNG. 1924, S. 134.)
Fd.-Nr. | Nr. uns. Beschrbg |
|
1 | Königskopf über dem Schweif eines rechts aufwärts steigenden Löwen. 5 St. | 19 |
2 | Weltlicher mit flacher Kopfbedeckung zwischen zwei Ranken. 45 St. | 39 |
3 | Königliches Hüftbild mit Lilie und Falke. 1 St. (ausgebrochen). | 26 |
Fund Heuchlingen[20].
(Buchenau, Sonderabdruck aus den württembergischen Vierteljahrsheften für Landesgeschichte.) Heuchlingen, 25 km nordöstlich von Ulm. Inhalt: 2 Ulmer und 3 Donauwörther Gepräge.
Fd.- Nr. |
Nr. uns. Beschrbg |
|
3 | Wie Fund Ellenbrunn Nr. 2. 2 St. | 15 |
4 | Wie Fund Ellenbrunn Nr. 1. 2 St. | 16 |
5 | Wie Fund Ellenbrunn Nr. 3. 273 St. | 17 |
Fund Weißenburg.
(Jo. Alex. Doederlein, Commentatio Historica de Numis Germaniae Mediae, quos vulgo Bracteatos et Cavos vernacule Blech- und Hohlmünzen adpellant ; nec Laminaribus quibusdam Medii Aevi Bilateralibus; Qui maximam partem Weissenburgi in Noricis, inque vicinis agris hand ita Aridem eruti sunt ac reperti. Norimberg 1729.) Weißenburg in Mittelfranken, ca. 35 km nördlich von Donauwörth. Von der Fundbeschreibung sind nur die Abbildungen (auf Tafel 1) verwendbar.
Fd.- Nr. |
Nr. uns. Beschrbg |
|
4 | Gekröntes Brustbild, zwei Lilienzepter schief auswärts haltend. Halbmondrand. | 23 |
5 | Brustbild des Königs, über durch zwei Schrägbalken angedeuteten Giebel, in dem ein Kreuz. Beiderseitig je ein Falke. Halbmondrand. | 20 |
6 | Hüftbild des Königs im Mantel, mit Perlenkette um den Hals. Lilienzepter in der Rechten, rechts (v. B.) Turm mit Kreuz. Halbmondrand. | 24 |
7 | Brustbild des Königs neben Halbadler. (Wie Ellenbrunn Nr. 1.) Halbmondrand. | 16 |
8 | Königskopf über dem Schweif eines rechts aufrecht stehenden Löwen. Halbmondrand. | 19 |
14 | Gekrönter Kopf, um den sich zwei Fische biegen. Halbmondrand. | 21 |
18 | Adler mit Königskopf, gekrönt. Halbmondrand. | 22 |
Fund Berg.
(v. Raiser, Beiträge für Kunst und Altertum im Ober-Donaukreis, 1832, S. 10 f., v. Höfken, Archiv für Brakteatenkunde, Bd. 1, S. 352 f.) Berg, nördlich von Donauwörth.
Fd.- Nr. |
Nr. uns. Beschrbg |
|
1 | Wie Weißenburg Nr. 8. | 19 |
2 | Wie Weißenburg Nr. 14. | 21 |
3 | Wie Weißenburg Nr. 5. | 20 |
4 | Wie Ellenbrunn Nr. 3. (Archiv Nr. 3.) | 17 |
5 | Gekröntes Brustbild, die Rechte zum Schwur erhoben, im Felde links Stern. (Archiv Nr. 1) Halbmondrand. | 13 |
6 | Gekrönter Kopf, in der Rechten Palme, in der Linken Kreuz. (Archiv Nr. 2.) Halbmondrand. | 18 |
Fund Füssen.
(Reber, Num. Zs. Wien 1870, S. 71 ff.) Inhalt: Bischöfliche und königliche Brakteaten (neben 17 Stücken, die anderen Münzkategorien angehörten).
Fd.- Nr. |
Nr. uns. Beschrbg |
|
1 | Gekrönter Kopf, in der Rechten Schwert, in der Linken Palme. Halbmondrand. 1321 St. | 35 |
2 | Gekrönter Kopf, in der Rechten Kugel, darüber Kreuz, rechts (v. B.) Spitzturm. Halbmondrand. | 28 |
3 | Gekrönter Kopf, zu beiden Seiten Ornamente. Halbmondrand. 498 St. 34 | 34 |
5 | Wie Weißenburg Nr. 6, aber Turm ohne Kreuz. 56 St. | 24 |
11 | Gekrönter Kopf, in der Rechten Schwert, in der Linken Lilie. Halbmondrand. 14 St. | 31 |
13 | Gekrönter Kopf, in jeder Hand eine Palme. Halbmondrand. 5 St. | 30 |
15 | Gekröntes Brustbild, in der Rechten Reichsapfel, in der Linken Lilie. Halbmondrand. | 29 |
24 | Zwergartige, gekrönte Figur, die Rechte zum Schwur erhoben[21], in der Linken Palme. Halbmondrand. 1 St. | 25 |
25 | Wie Fund Ellenbrunn Nr. 5. 1 St. | 27 |
26 | Gekrönter Kopf mit zwei an Stielen befestigten Kronen in beiden Händen. halbmondrand. 1 St. | 33 |
27 | Wie Fund Ellenbrunn Nr. 3. | 17 |
Fund Ruderatshofen.
(v. Höfken, Archiv IV, S. 177 ff.) Ruderatshofen, ca. 25 km westlich von Schongau. Von den drei hier gehobenen Funden kommt für uns nur der erste, aus dem Jahre 1837, in Betracht.
Fd.- Nr. |
Nr. uns. Beschrbg |
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1 | Wie Füssen Nr. 26. 25 St. | 33 |
2 | Gekrönter Kopf mit fünfblättrigen Rosen in den Händen. Halbmondrand. 7 St. | 32 |
3 | Wie Füssen Nr. 1. 3 St. | 35 |
Fund Holzburg.
(Buchenau, MBNG 1908/09 S. 127). Holzburg, B. A. Friedberg, Ober-bayern , ca. 15 km südöstlich von Augsburg. Inhalt 4 königliche und 3 bischöfliche Gepräge.
Fd.- Nr. |
Nr. uns. Beschrbg |
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1 | Wie Ellenbrunn Nr. 3. 1 St. | 17 |
2 | Wie Füssen Nr. 2. 1 St. | 28 |
3 | Wie Ruderatshofen Nr. 2. 2 St. | 32 |
4 | Wie Ruderatshofen Nr. 1. 7 St. | 33 |
An kleineren Funden sind zu verzeichnen:
Fund Bliensbach.
(v. Höfken, Archiv 1, S. 151). Bliensbach, B. A. Wertingen, ca. 25 km südwestlich von Donauwörth. Inhalt: l bischöfliches (72 St.) und 1 könig-liches Gepräge.
Fd.- Nr. |
Nr. uns. Beschrbg |
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1 | Wie Füssen Nr. 24. 4 St. | 25 |
Fund Lauingen.
(Buchenau, BMzir., Sp. 5940.) Lauingen an der Donau. Inhalt: 3 bischöfliche und 5 königliche Gepräge.
Fd.- Nr. |
Nr. uns. Beschrbg |
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4 u. 5 | Wie Füssen Nr. 3. | 34 |
6 u. 7 | Wie Füssen Nr. 1. | 35 |
8 | Wie Füssen Nr. 26. | 33 |
Fund Diessen.
(Buchenau, BMzfr., Sp. 5942). Diessen a. Ammersee.
Fd.- Nr. |
Nr. uns. Beschrbg |
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1 | Wie Füssen Nr. 26. (In großen Massen.) | 33 |
Fund Geyern.
(Nach Aufzeichnungen der Staatl. Mzsmlg. München.) Geyern B. A. Weissenburg, Mittelfranken.
Fd.- Nr. |
Nr. uns. Beschrbg |
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1 | Gekrönter Kopf über einer mauer zwischen zwei Türmen. Halbmondrand. (mehrfach) | 12 |
Fund Dillingen.
(Buchenau, BMzfr., Sp. 5940.) Dillingen a. d. Donau.
Fd.- Nr. |
Nr. uns. Beschrbg |
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1 | Wie Wollishausen Nr. 16. | 33 |
Zusammenstellung der königlichen Pfennige
Augsburger Schlages unter besonderer Berücksichtigung
der nach Donauwörth gehörigen Gepräge.
Die ältesten Brakteaten, die sich Donauwörth zuschreiben lassen, treten uns in dem Fund Wollishausen entgegen. Umfang (bis 26 mm), Durchschnittsgewicht (ca. 0,8 g), Feinheit der Stempelschnittausführung, alle diese Erscheinungen berechtigen uns, diese Gepräge als die frühesten ihrer Art zu bezeichnen und sie deshalb in das letzte Jahrzehnt des 12. Jahrhunderts zu verlegen. Ihrem Fundorte nach läge es nahe, als Ort ihrer Entstehung Augsburg in erster Linie anzunehmen. Außer der Hochzeit des Herzogs (König von 1198-1208) Philipp von Schwaben mit Irene von Byzanz in Gunzenlech bei Augsburg im Jahre 1197 sind in Augsburg während der fraglichen Zeit keine Königsaufenthalte zu verzeichnen. 1190 soll König Heinrich hier ein Heer zur Krönungsreise gesammelt haben[22].
In Hinsicht darauf lasse ich bei Nr. 1 die Frage, ob Augsburg oder Donauwörth, offen. Für Nr. 2-5 dürfte Donauwörth gesichert gelten. Doch kann Schongau nicht der Entstehungsort gewesen sein? Dagegen spricht vor allem die größere Nähe Donauwörths am Fundort. Dann aber können wir aus den bereits erwähnten Reiserechnungen des Bischofs Wolfger von Passau 1203/04 (also kurz nach der für uns hier in Betracht kommenden Zeit) ablesen, daß die Augsburger bischöflichen Denare mit den Donauwörther Pfennigen im Gewicht nahezu übereinstimmten, während die Schongauer Denare geringer waren[23]. In Schongau wurden 312 Denare, in Augsburg 286, in Donauwörth 288 Denare für die Mark eingewechselt. Diese Rechnungen geben natürlich nicht genau den Wert der Mark feinen Silbers in Denaren an, da bei ihnen bereits das Wechselgeld abgezogen ist. Das ist jedoch hier, wo es hauptsächlich auf das Gewichtsverhältnis der in den verschiedenen Münzstätten ausgebrachten Denare zueinander ankommt, von nicht allzugroßer Bedeutung. Wir haben keinen Grund, dieses (Zahlen- und) Gewichtsverhältnis im allgemeinen nicht auch auf die vorliegenden Pfennige auszudehnen. Tatsächlich decken sich fast die bischöflichen und königlichen Brakteaten des Fundes Wollishausen in ihren Durchschnittsgewichten (0,795 und 0,799 g). Es darf wohl ohne weiteres angenommen werden, daß gleichzeitige Schongauer Gepräge leichter gewesen wären[24].
Nr. 6, 7 und 8 scheinen von Augsburg ausgegangen zu sein. Denn wenn es — was mit größter Wahrscheinlichkeit angenommen werden darf — bei Nr. 8 mit einer Prägung auf die Hochzeit Philipps von Schwaben mit Irene von Byzanz zu Gunzenlech bei Augsburg zu tun haben, also als Münzstätte Augsburg in erster Linie ins Auge gefaßt werden muß, so dürfen wir für die beiden anderen Gepräge, die sich in Form und Technik unverkennbar eng an Nr. 8 anschließen, das Gleiche annehmen. Sehen wir in Nr. 9 einen Herzogspfennig, so liegt die Deutung auf Konrad von Schwaben (1192 bis 1196) nahe. Münzstätte ist unbestimmt. Auch Innsbruck könnte in Frage kommen. Nr. 10 und 11, die hier in die Zeit Philipps von Schwaben (1198-1208) und Kaiser Otto (1208-1212) verlegt werden, sind eingeschoben, wenngleich sie — da ohne Fundnachweis — nicht örtlich bestimmt werden können, um die zeitliche Folge und Entwicklung der königlichen Pfennige Augsburger Schlages nicht lückenhaft erscheinen zu lassen und um spätere Gepräge anreihen zu können. Die oben angegebene zeitliche Festsetzung darf natürlich nicht als durchaus gesichert angesehen werden, da sie sich ausschließlich aus Fabrik und Bild herleitet. Bei Nr. 11 ist eine gewisse Anlehnung an ältere Typen (siehe Nr. 3, Krone! Haar! Einfassung!) nicht zu leugnen, wenngleich die Art der Ausführung schon derber geworden ist.
Nr. 11 scheint mir überzuleiten zu den Denaren Kaiser Friedrich II., welche mit Nr. 12 beginnen. Dieses Stück wurde hier angereiht wegen der Ähnlichkeit des Münzbildes mit Nr. 11 (König zwischen zwei Türmen). Eine völlig gesicherte Aufeinanderfolge läßt sich für diese Stücke ebensowenig wie für Nr. 13 und 14 feststellen. Ich möchte sogar dahingestellt sein lassen, ob nicht ein oder das andere Gepräge einer früheren Zeit zuzuweisen ist. Sie stellen jedenfalls (mit Nr. 15) die letzten Brakteaten von größerem Umfange und flacherem Gepräge dar und bedeuten den Übergang zu jenen von kleinerem Umfange und starkem Reliefgepräge (Nr. 16 ff.). Für die Bestimmung der Reihenfolge Nr. 15-17 waren die Stückzahlen der Funde Heuchlingen und Ellenbrunn maßgebend. Pfennig Nr. 14, der wegen der großen Ähnlichkeit mit Nr. 15 geradezu als Variante dieser Nummer betrachtet werden kann, wurde deswegen — wenn auch ohne Fundnachweis — hier aufgenommen und da er in den erwähnten Funden, deren ältestes Stück Nr. 15 zu sein scheint, noch nicht auftritt, vor dieses Stück gesetzt.
Vom Fund Berg sind die Stückzahlen der einzelnen Typen nicht bekannt. Er enthält außer dem bereits erwähnten flachen Gepräge Nr. 13 und dem Pfennig Nr. 17 (auch Ellenbrunn und Heuchlingen) drei Gepräge gemeinsam mit Fund Weißenburg (Nr. 19, 20, 21). Die königlichen Pfennige des Fundes Weißenburg (gleichfalls ohne weitere Angabe) machen den unverkennbaren Eindruck zeitlicher und örtlicher Geschlossenheit hinsichtlich ihrer Prägung. Er weist ebenfalls ein Stück (Nr. 16) aus den Funden Heuchlingen und Ellenbrunn auf. Diese Erscheinungen lassen eine gewisse zeitliche Zusammengehörigkeit der Pfennige aus beiden Funden nicht zweifelhaft erscheinen und gebieten ihre Anreihung an die Gepräge von Ellenbrunn und Heuchlingen. Fund Weißenburg dürfte wohl die jüngsten Brakteaten Kaiser Friedrich II. (Nr. 21-24) enthalten. Der beiden Falken auf Nr. 20 wurde bereits früher Erwähnung getan. — Für Nr. 13 und Nr. 15-23 dürfte Donauwörth als Prägeort gesichert sein. Die Orte der Funde, in denen diese Stücke auftreten, in der Nähe dieser Münzstätte, sind ausschlaggebend.
Bei Pfennig Nr. 24 möchte ich, trotzdem er in 59 Exemplaren im Fund Füssen vertreten ist, die Frage, ob hier nicht auch Donauwörth als Münzstätte betrachtet werden kann, offen lassen im Hinblick auf die Zusammensetzung des Weißenburger Fundes, in dem dieser Brakteat ebenfalls auftritt. Nr. 25 und Nr. 26 sind nach Technik, Schnitt und Bild eng miteinander verwandt. Für Nr. 26 dürfte die traditionell gewordene Deutung auf Konrad 1V. (1- 1254) gesichert sein. Nr. 25 wurde für Elisabeth von Bayern (Witwe Konrads IV., 1254-1258) beansprucht[25]. Nach H. Buchenau umgibt den Kopf ein eng anschließender Schleier oder eine Kapuze und nicht die Seitenlocken der Königsbilder. Damit wäre die Frage nach dem langen Haar, durch das gewöhnlich Frauenbildnisse kenntlich gemacht werden, hinfällig.
Die örtliche Bestimmung von Nr. 26 ist nicht gesichert. Nach den Fundorten kann Augsburg sowohl als auch Donauwörth (Fund Bliensbach), aber auch Schongau (Fund Füssen) beansprucht. werden. Auch für Nr. 27, welcher Brakteat als jüngster König Konradins außer allem Zweifel steht (Bild!) (Fund Füssen und Ellenbrunn), ist die Münzstätte zweifelhaft. Wegen der größeren Stückzahl im Fund Ellenbrunn darf man wohl zu Donauwörth neigen. Untersuchen wir die Zusammensetzung dieses Fundes, so könnten wir zu der Annahme kommen — nach den allgemeinen Regeln der Fundbetrachtung —, daß dieser Brakteat seiner verhältnismäßig kleinen Stückzahl wegen — im Vergleich zu Nr. 1 und Nr. 3 dieses Fundes zeitlich vor diese zu legen sei. Doch gilt nach den bereits angeführten Gründen dieser Pfennig mit so großer Bestimmtheit als ein Gepräge Konradins, daß man über diese Erscheinung hinwegsehen und sie irgendwelchen Besonderheiten der Vergrabung zuschreiben darf. Damit schließt die Reihe der Brakteaten, deren Verlegung nach Donauwörth in überwiegender Zahl teils gesichert, teils wahrscheinlich oder doch möglich ist. Die Nrn. 28-35 sind Gepräge, die größtenteils aus der Münzstätte Schongau hervorgegangen sind. Die folgenden vier Gepräge (Nr. 36-39) weisen Dynasten- (nicht Königs-) Bilder auf. Die Deutung auf das Haus Andechs-Meranien (Münzstätte Innsbruck) ist möglich, ihre Richtigkeit aber in Hinsicht auf das Fehlen jeglicher Fundangabe vorläufig nicht erwiesen[26]. Die Königspfennige Nr. 40 43 sind bis jetzt ohne Fundnachweis.
Beschreibung der einzelnen Brakteaten.
Die mit * versehenen Nummern sind abgebildet.
Münzstätte Innsbruck? (Andechs Meranien.)
Königspfennige ohne Fundnachweis.
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[1] Vgl. Otto Rieder a. a. O. Auch die älteren Donauwörther Stadtchronisten Beck, Stocker, Königsdorfer, Plaß usw. stellten die Behauptung auf, Heinrich Vl. habe der Stadt die Reichsunmittelbarkeit verliehen. Das auf den älteren Stadtsiegeln erscheinende h wurde mit diesem Kaiser in Verbindung gebracht. Rieder hat nun nachgewiesen, daß das h — stets auf der Rückseite des Siegels — erst am Anfang des 14. Jahrhunderts auftritt. Das älteste bekannte Siegel an einer Urkunde aus dem Jahre 1268 weist auf der Rückseite nur Daumeneindrücke auf, ähnlich allen späteren Siegeln bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts. Nach einem kurzen Zeitraum mit wechselnden Figuren (Kreuz, horizontale Striche, Schattenriß eines schreitenden Knäbleins) erscheint 1321 nachweisbar zum ersten Mai das h. Die Vorderseite zeigt bis 1530 stets einen Adler (in die Höhe oder nach rechts blickend) und die Legende : † Sigillum . Civitatis . de . Werdea. Über den 1530 ausgestellten Wappenbrief siehe S. 36 Anm.
[2] Ernst Scholler: Dier Reichsstadt Nürnberg Geld- und Münzwesen in älterer und neuerer Zeit.
[3] Nach dieser Urkunde können auch gewisse üblicherweise zweiseitige Nürnberger Denare gelegentlich in Donauwörth geprägt worden sein.
[4] Vgl. Eheberg a. a. 0. Sh.6″; ‘I dem ich in der Darstellung dieser Verhältnisse gefolgt bin.
[5] Langii Regesta Torn. 1 sub anno 1194, Pag. 363.
[6] Zingerle, Reiserechnungen Bischof Wolfgers von Passau, S. 60.
[7] Beyschlag a. a. 0. S. 93.
[8] Josef Plass, Chronologische Geschichte der Stadt Donauwörth, Manuskript in der Bibliothek des Cassianeums. Vgl. auch Stenger a. a. 0. S. 132.
[9] Vgl. Julius Cahn, Münzgeschichte von Konstanz, S. 75.
[10] Ich folge hier den auf diesem Gebiete bahnbrechenden Abhandlungen Buchenaus Fund Holzburg in den MBNO 1908, 09. S. 138 ff., und in den BMzfr. Sp. 4759 ff., 4780 ff., 4807 ff., 4839 ff. (Beiträge zur Erforschung der schwäbisch-allemannischen Pfennige).
[11] Schongau war Stammgut der Welfea. Mit dem Tod Welfs Vl. im Jahre 11Q1 kam das Städtchen mit den oberdeuts.chen la &fischen Besitzungen durch Erbvertrag an Kaiser Heinrich VI., der es seinem Bruder Konrad, Herzog von Schwaben (1192-96), übergab. Der letzte Stade Konradin verkauhe Szhongau 1266 an Herzog Ludwig den Strengen von Bayern. 1298 wird die Stadt von herzog Albrecht von Osterreich (König von1298-1308)erobert.—–Der erste u7ioandliche Beleg für Schongauer Münzen findet sich in den Reiserechnungen Wohiers von Passau. In dem Saalbuch Ludwigs des Strengen treffen wir unter d Jahre 1275 Einträge aus der Münze in Schongau. In den Jahren 1289, 1296, 1313 wird in Urkunden ein Münzmeister von Schongau ge-nannt. (Lori, Gesch. d. Lechrains IC 597f. Reg. Boic. V, 250). Kaiser Ludwig von Bayern gestattet den Bürgern vorn Schongau irn Jahre 1331 Pfennige zu schlagen.
[12] Forschungen und Mitteilungen zur Geschichte Tirols und Vorarlbergs, hrsg. von M. Mayr, 1907, S. 224.
[13] Der Andechs-Meranier Herzog Otto II. erließ am 9. Juni 1239 eine Handfeste für die Bürger von Innsbruck, nach der die hier geschlagene Münze der von Augsburg ähnlich — jedenfalls der Form nach — sein sollte („ut moneta civi-tatis predicte sit monete similis Augustensi”). Die Münzstätte in Innsbruck dürfte kaum viel vor 1230 in Betrieb gesetzt worden sein; ist diesen Jahren begegnet der erste Münzmeister (Bernhardus monetarius) urkundlich. Bald nach dem Erlöschen der Meranier (1248), vielleicht schon unter Albrecht I. (III.) 1248-1253, erscheint die Ausmünzung eingestellt worden zu sein. Der Augsburger Bischof verpflichtet sich für die Auflassung der Münze eine Entschädigung zu zahlen. Vgl. Moser a. 0., Luschin v. Ebengreuth, Num. Zt. Wien 51, S. 205. Lusthin v. Ebengr. setzt die Einstellung der Münztätigkeit etwas später an.
[14] Mon. Boic. XXXa, Nr. 806 f. Das Münzrecht kam unter dem Hl. Ulrich (bis 975) an die Augsburger Bischöfe. In einer Urkunde aus dem Jahre 1061 erneuert König Heinrich IV. dem Bischof Heinrich von Augsburg dieses Recht und bestimmt, „ut eadem moneta Ratisbonensi monetae equiperetur similiterque exponatur . et accipiatur . excepto quod in libra argenti . XXX . denarii plus quarr in illa superius nominata moneta Ratis-bonensi monetentur”. (Mon. Boic. XXIV, 1 Nr. CCCCI). Durch die hier festgesetzte Gewichtsabweichung des Augsburger vom Regensburger Denar wurde die selbständige Entwicklung des Augsburger Münzwesens angebahnt. Augsburg gehört also damals nicht mehr, wie Grote meinte (Münzstudien, Bd. VI, Schwäbisch-allemannische Münz-geschichte S. 16) numismatisch geographisch nach Bayern. Diese Behauptung ist auf die Zeit der sächsischen Kaiser einzuschränken.
[15] Vgl. Julius Cahn: Münzrecht der Könige in Städten mit autonomer Münze, ZfN. Bd. XX, S. 156.
[16] Die Bezeichnung „Locken” \\,urde von Höfken gewählt.
[17] Vgl. v. Höfken, Archiv 1, S. 95.
[18] v. Raiser, Beiträge für Kunst und Altertum im Oberdonaukreis 1832, S. 11.
[19] In den Funden von Reichenhall (J. E. Obermayer, Historische Nachricht von bayrischen Münzen usf., Leipzig 1763) und von Unterbaar (MBNG. 1899, S. 2), die u. a. Augsburger Halbbrakteaten bis 1150/60 bzw. 1167 enthalten, treten keine erkennbaren kgl. Augustenser auf.
[20] Nach Vermutung Buchenaus wird die Vergrabungszeit durch den Zug Heinrich Rapses gegen Ulm (1247) bestimmt.
[21] Reber beschreibt irrtümlicherweise „in der Rechten einen Vogel? (kaum eine Lilie, die sonst viel mehr stilisiert erscheint)”.
[22] Vgl. Buchenau, Fund Wollishausen a. a. 0.
[23] „Aput Sch ongow e iiij marc et fertonem pro V tal. et dim. et Vj den. schongow.” (41/4 Mark =1326 Denare.)
„Aput Augustam iij marc. et iij fertones et dim. loth. pro iiij tal. et dim. augusten.” (601/2 Lot =1080 Denare.) „Aput Werde iij marc. pro iij tal. et Xij sol. werden.* (3 Mark =864 Denare). „Item ibidem unam marc. et pondus XX denariorum pro XXVi sol. minus iiij. den.” Nimmt man für Donauwörth das Augsburger Markgewicht und legt an die von K. Schalk in der. Ntim. Zs. 1905 Wien, S. 97 98 aus einer Handschrift veröffentlichte Münzmaßvergleichung (vor 1625) zugrunde, nach der 215 Wiener Denargewichte auf die Augsburger Mark gehen, so berechnet sich diese auf 235,855g (1 Wiener D e n a r g e w i c h t = 280,90 g — das von Nagel berechnete Gewicht der Wiener Mark : 256 — die in der erwähnten Münzmaßvergleichung angegebene Zahl der auf die Wiener Mark gehenden Pfennige — 1,097 g). Vgl. v. Schrötter, das Münzwesen des Deutschen Reiches von 1500-1566, Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft im Deutschen Reiche (herausgegb. von Schmoller) XXXV, 4, S. 145Anm. 1 D o n a u w ö r t h e r Pfennig berechnet sich somit: 235,855 g : 288 = 0,818 g. Nach den Aufzeichnungen eines Nürnberger Münzwardeins aus dem 16. Jahrhundert sind auf die Gewichtsmark in Augsburg 253,70 Nürnberger Pfennige gegangen. Der Nürnberger Pfennig ist 0,927 g schwer. (Vgl. dazu .Ernst Scholler a. a. 0. S.253.) Die Augsburger Mark wiegt demnach 235,18g, der Donauworther Pfennig (235,18 g:288=2)0,816g.
Wenn wir die Ungenauigkeit der Angaben bei Wolfger wegen des bereits abgezogenen Wechselgeldes berücksichtigen , so kommen die hier berechneten Pfenniggewichte denen der erhaltenen Brakteaten sehr nahe.
[24] Das älteste Gepräge, das möglicherweise nach Schongau gelegt werden kann, ist der im Wollishausen unter Nr. 13 angeführte, zweiseitige Herzogspfennig:
*Hs. Löwe, nach rechts schreitend. Wulstreif. Rand’: acht halbmondförmige Bogen, sechsblättrige Rosetten einschließend. In den Außenwinkeln Ringel, Perlreif. Var. In den Halbmonden abwechselnd sechsblättrige Rosetten—Sterne.
*Rs. Herzog, barhäuptig thronend. In der Rechten Banner, in der Linken Zepter. Rosettchen neben den Füßen. Var. Rosetten auch über dem Halse. Rand: Rosetten zwischen zwei Perlkreisen. (Abb. A.) 0,873 g.
Das verhältnismäßig hohe Gewicht fällt auf. Es läßt sich aber vielleicht dadurch erklären, daß wir es hier anscheinend mit einer ziemlich frühen Prägung zu tun haben. Die Zuteilung an Welf VI. (1152-1191) liegt nahe (Löwe!).
Ein weiteres Gepräge, das mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit Schongau zugeschrieben wird, ist Nr. 14 aus Fund Wollishausen : Doppelseitiger Königspfennig (WC. VI).
*Hs. Halbbild des Königs im Mantel, in der Rechten Zepter, in der Linken Rosette hochhaltend. Rand: Neun halbmondförmige Bogen, abwechselnd Kreuzchen und Rosetten Ausführung der Krone. einschließend. In den Außenwinkeln Ringel. Stempelverschiedenheiten in der Ausführung der Krone.
*Rs. Gebäude mit drei Türmen über drei Bögen. Rosetten in den Bogen und neben den Türmen. Rand: Rosetten zwischen Reifen.
Mü. 6 Exempl. : Dw. 0,733 g. (Abb. B.) — Nach den Aufzeichnungen Wolfgers berechnet sich das Gewicht des Schongauer Pfennigs (unter Zugrundelegung der Augsburger Mark zu 235,855, vgl. Anm. S. 16 f.) auf 0,756 g (unter Abzug des Wechselgeldes!).
[25] Vgl. lt Buchenau, Fund Holsburg, a. a. 0., S. 136.
[26] Vgl. 1-1. Buchenau, Tirol oder Kärnten-Krain? Mitteilgn. der Numism. Ges. in Wien 1920, S. 90/91.
[27] Adolph E. Cahn, Auktionskatalog Nr. 46 (Sammlg. v. Höfken). Frankfurta. M. 1922.
[28] Nach Buchenau Fd. Holzburg a. a. 0. S. 153 (Nr. 14).
[29] Vgl. Bild der Nürnberger Halbbrakteaten Kaiser Friedrich I.