Auszug aus dem 1785 posthum erschienenen Reiseführer von
Johann Hermann Dielhelm (1702-1784)Antiquarius des Donau-Stroms, S. 125-141

 


Aus dem Schwabenland tritt oberhalb der Stadt Donauwerth der Donaustrom heraus, und fliest in das Bayerland hinein, nimmt aber kurz vorher den Zusamfluß zu sich, läßt auch bald darauf den Wernitzfluß in sich fallen, bei dessen Einfluß die oben benannte Stadt Donauwerth liegt. Diese Stadt, so auch ehedessen Schwäbiswerth, und schlecht hinweg nur Werth genennt worden, liegt vier und eine halbe Stunde oberhalb Neuburg und fünf unterhalb Höchstädt. Besold in seinem Thesauro practico meldet, daß anfänglich an diesem Ort und an dem Donaustrom nur kleine Fischerhäuslein gestanden, zu welchen, nachdem das Kloster erbauet worden,  nach und nach die Stadt erwachsen; sey aber allererst im Jahre 1258 zu einer rechten Stadt geworden, als Kaiser Heinrich der Vierte die Bürgerschaft mit Rechten und Freiheiten beschenkt, welche dann darauf ihre Häuser, das Kloster und die Stadt mit Mauern und Thürmen umgeben haben. Ihren Namen hat sie von dem Donaustrom und dem Worth oder der Insel, welche etliche Bächlein, besonders der Wernitzfluß verursachen. Sie ist zwar eine nicht gar große, noch feste Stadt, aber doch ihrer Lage halber ein wichtiger Paß, so daß solcher auf einmal, sowol in Schwaben, als in Franken, nicht weniger unweit davon bey der Stadt Rain, so am Lechfluß, in Bayern führet. In derselben ist zu betrachten die am Ende des Marktplatzes stehende Pfarrkirche zu Unserer Lieben Frau genannt, so zugleich die Hauptkirche ist. Es ist solche ein herrliches Gebäude, mit einem ansehnlichen Thurm, der oben mit einer Galerie umgeben, dessen Dach mit grünen Ziegeln gedekt und geziert ist. In dieser Kirche liegen verschiedene Grafen von Dillingen und von Pappenheim begraben. Fast am Ende der Stadt liegt die schöne, ansehnliche und große Benedictinermönchsabtey zum heiligen Kreuz genannt, so im Jahr 1100 von Mangold dem Ersten Grafen von Dillingen und Kyburg, und seiner Gemahlin Tutta fundirt worden, und zwar erstlich vor Nonnen Benedictinerordens; daher auch deren Tochter Gundradis darin die erste Aebtißin geworden. Nach diesein wurde dieses mit Mönchen besezt, und von den beiden letzten Grafen dieses Geschlechtes, gleichfalls Mangold genannt, reichlich vermehrt, welche drey Stifter auch daselbst unter folgendem Epitaphie und Aufschrift begraben liegen:

Tres Fundatori Mangoldi tutaque flores,
Coelestis prati, pansant simul hic Tumulati

Auch ist in diesem Kloster annoch die zerstörte Grabstätte der Maria, einer Tochter Heinrich, Herzogs zu Brabant, und Gemahlin Herzogs und Pfalzgraf Ludwig des Zweiten, der Ernsthafte genannt, aus Bayern, zu sehen, welcher besagter Pfalzgraf aus schnöder Eifersucht im Jahr 1256 zu Donauwerth mit dem Schwerd enthaupten lassen; dieweil er aber sie vermuthlich hernach unschuldig befunden, soll er in silche Angst und Bekümmernis  gerathen seyn, daß er in einer nacht grau geworden, ob er gleich nur sieben und zwanzig Jahre alt gewesen. Auf ihrem Epitaphio ist annoch die Schrift zu lesen:

Anno Domini M.CC.LVI. XI.Kal.Februarii
in Castro Werdensi obiit Domina Maria Ducistia
Bavariae, Filia Ducis de Braband.

Ferner ist in dieser Stadt ein großes deutsches Haus mit einer Kirche, und ein vortrefliches fuggerisches Pfleghaus; weiter hat es allda ein Rathhaus, die sogenannte Burg, das Danzhaus,  welche letztere aber weniger bedeutende Gebäude sind. Die Stadt hat vier Thore, als das Lederthor, das Weteritzerthor, das Bergthor und das Donauthor, aus welchem man vermittelst  einer kleinen Brücke über den Weteritzfluß, und dann über die lange Brücke über den Donaustrom gelanget, so aber beide von Holz erbauet sind.

Diese Stadt ist mit drey Vorstädten umgeben, von denen die untere Vorstadt Riedt heisset, in einer Insel des Wernitzflusses liegt, und einer Seits mit einer Mauer umfangen, und durch den gedachten Wernitzfluß von der Stadt abgesondert ist. Die andere Vorstadt liegt vor dem Lederthor,  und wird die Lederin genannt, dieweil allda die Zubereitung des Lederwerks, oder die meisten Gerbereyen befindlich sind. Vor dem Bergthor gegen Mitternacht liegt die dritte Vorstadt, so man die obere Vorstadt heisset, davor der Flecken Berg liegt, und allwo die Wollenweber ihre Rahmen haben, woran sie ihre Tücher zu trocknen pflegen. Zu der Stadt gehören unterschiedene Güter. Dem Kloster gehöret das zum schwäbischen Kreise steuerbare Dorf Münster eigenthümlich zu, die dabey gelegene Reichspflege Wörth hat Kaiser Carl V. im Jahr 1530 an die Stadt, diese aber im Jahr 1536 an das gräfliche Haus Fugger für sechstausend und sechshundert Gulden versezt, von welchem sie Kaiser Carl VII.  durch einen Vertrag an sein Haus gebracht hat. Sie begreift vornemlich vier Dörfer, unter welchen das Dorf Lauterbach ist, welches der dasingen Commenthurey des deutschen Ordens mit dem Gerichte und Nutzungen zuständig ist, in Ansehung des Blutbanns aber, der Reichspflege zugehöret, in welcher eine freye Bursch ist.

Anfänglich hat diese Stadt ihre eigenen Grafen gehabt, von denen sie an die Grafen von Dillingen und Kyburg, und von solchen an die Herzoge von Schwaben,  und Kaiser Heinrich IV. käuflich gekommen. M. Merian schreibt, Kaiser Conrad IV. habe sie nach deren Absterben um zweitausend Mark Silbers an Bayern versezt, sein Sohn Conradinus, der lezte Herzog in Schwaben, ehe er zu seinem Tode nach Neapolis gezogen, verwandelte im Jahr 1266 die Verpfändung dieser Stadt in einen Verkauf. Als nachgehens der Churfürst Rudolph, Pfalzgraf am Rhein  und Herzog in Bayern, sich um das Jahr 1300 wider den Kaiser Albrecht von Österreich aufgelehnt;  so soll besagter Kaiser im Jahr 1300 oder 1304 diese Stadt belagert und erobert, das dabey auf einem Felsen gelegene Schloß niedergerissen, und die Stadt an das Reich gebracht haben.  Ob sie aber Kaiser Heinrich VI. oder Albrecht I. oder erst Carl IV. zu einer Reichstadt gemacht, darüber sind sich die Schriftsteller nicht einig. Kaiser Carl IV. hat sie hierauf im Jahr 1376 dem Hause Bayern um sechszigtausend Gulden versezt, und mußte darauf im Jahr 1398 Herzog Ludwig mit dem Bart huldigen. Sie sezte sich aber im Jahr 1414 auf Erlaubnis Kaiser Sigmunds wieder in Freiheit, bezahlt ermeldete sechszigtausend Gilden aber nicht an Herzog Ludwig mit dem Bart, weil solcher damals mit seinem Vetter Herzog Heinrich zu Landshut Krieg führte, sondern an den Kaiser Sigmund selbst, der sie wieder an das Reich gebracht, und ihr im Jahr 1434  eine Urkunde ertheilt, daß sie von dem Reich nicht mehr sollte veräußert werden; worauf ihr Kaiser Friedrich IV. im Jahr 1458 ihre Privilegien bestättigte, und sie gegen das Haus Bayern schüzte. Sie wurde zwar in dem jezt gedachtem Jahr von Ludwig dem Reichen Herzog in Bayern belagert und erobert; er wurde aber deswegen von Kaiser Friedrich V., oder wie es wegen der bekannten Ursach von andern gesezt wird, von Marggraf Albrecht von Brandenburg gezwungen, die Stadt aufs neue dem Reich zu unterwerfen, bey welchem sie eine lange Zeit geblieben.  Bey Fortpflanzung der protestantischen Religion schlug sie sich zu dem schmalkaldischen Bunde, worüber sie von Kaiser Carl V. eingenommen, vermöge des passauischen Vertrags aber in den vorigen Stand gesezt wurde, worauf sie ihre Reichsfreiheit bis ins Jahr 1607 behauptet hat.

Weil nun die Protestanten in dieser Stadt die Oberhand hatten; so wurde von dem Rath unter anderm dem Abt zum h. Kreutz hinterbracht, daß er hinführo die öffentlichen Processionen auf der Stadt Grund und Boden einstellen möchte; daher er sich auch bewegen ließ, die sonst gewöhnliche Ceremonien zu unterlassen. Zu Anfang des sechszehenten Jahrhunderts gieng er mit einer öffentlichen Prozeßion unter Läutung der Glocken durch die Stadt über den Markt, worüber der Rath sich heftig beschwerte und protestirte;  allein der Abt brachte den 24 Oktober von dem kaiserlichen Hof eine Citation cum mandato sine clausula, die Catholische in ihrem Religionserercitium nicht zu stören, welcher Befehl erst den 28. Febr. 1606 zwey Stunden vor einer solennen Leichbegängnis, die der Abt zu halten willens war,  dem Rath eingehändigt wurde; welcher nichts anderes thun konnte, als dargegen zu protestiren, und sich bey dem Kaiser hierüber zu beklagen.  Weil man aber solches an dem kaiserlichen Hofe nicht geachtet, machte der Abt den 25 April 1607 auf St. Marcus Anstalt zu einer ungewöhnlichen feyerlichen Proceßion. Als der Rath hiervon Nachricht bekam, ließ er ihn warnen; allein dessen ungeachtet gieng der Abt mit seinem großen Gefolge, unter Läutung der Glocken, Gesang, brennenden Lichtern und fliegenden Fahnen mitten durch die Stadt über die Donaubrücke nach dem nächsten Dorf, welches als etwas neues noch nie geschehen war, da dann das gemeine Volk oder Pöbel mit großem Ungestümm  dergestalt mit Heu- und Ofengabeln in die Proceßion eingefallen, daß der Abt mit seinen Mönchen sich kaum wieder in ihr Kloster haben retiriren können. Diese brachten diesen Unfug klagend vor Kaiser Rudolph II. darüber die Stadt in eine scharfe Untersuchung gerieth, und der Herzog Maximilian von Bayern erhielt Vollmacht, den Proceß zu untersuchen, welcher ohnediß gerne Gelegenheit an die Stadt gehabt hatte, weil seine Vorfahren fast seit zweihundert Jahren Anspruch darauf gemacht. Die Sache der Stadt aber wurde dadurch verschlimmert, daß der Pöbel den bayerischen abgeschikten Ministern, so den 13 April 1607 ihren Einzug hielten, allen Spott anthate, worüber sich die Klagen dergestalt häuften, daß selbige den 3 August in die Acht erklärt, und die Execution dem gedachten Herzoge von Bayern, nicht aber nach der Reichsverfassung dem schwäbischen Kreise, aufgetragen wurde.  Es hätte zwar von Rechtswegen dem Herzog von Würtemberg, als schwäbischen Kreisobersten, die Execution zu verrichten gebühret, welches aber, da es nicht geschehen, zu einem Streithandel erwachsen, so, daß dieser Sache halber verschiedene Schriften oder Scripta publica ex utraque parte an das Licht gekommen. Wie die Stadt den Ernst sah, wollte sie sich zu allem verstehen; allein dies war dem Herzog von Bayern ungelegen, vielmehr wurden ihre Abgeordnete gefangen, und geschlossen nach München gebracht, da indessen der Herzog Maximilian den General Berneshausen mit zehentausend Mann zu Fuß und siebenhundert Reutern den 11. Sept. oben besagten Jahrs vor Donauwerth anrücken und berennen ließ, und im Namen des Kaisers aufforderte. Angfangs wehrten sich die Bürger tapfer, und wenn sie nur noch einige Tage ausgehalten hätten, sie vermuthlich besser gefahren wären, indem der schwäbische Kreis vorgehabt, sich ihrer nachdrücklich anzunehmen. Allein der Herzog von Bayern zwang sie, daß sie sich mit Bedingungen ergeben mußten.  “Nämlich daß die Bürger nicht geplündert, noch deren Häuser angezündet,  die Gefangenen losgelassen, und den Einwohnern das freye Exercitium der augsburgischen Confession gelassen werden.” Welchem Versprechen so wenig nachgekommen, daß sogleich nach Besetzung der Thore, nicht allein der kaiserliche Bann exequirt, sondern auch, wider die geschlossene Accordspuncten, die Bürgerschaft entwafnet, und die Hauptkirche den Jesuiten übergeben und eingeräumt wurde; sezte auch mit allem Ernst und Eifer die Reformation der römischcatholischen Religion dergestalt fort, daß sich alles in der Stadt der bayerischen Verordnung unterwerfen mußte. Es wurde auch sogleich das bayerische Maas und Gewicht eingeführt, die Aemter in des Herzogs Namen bestellet, und Donauwerth zu einer Landstadt gemacht, so daß man gar nichts mehr vom kaiserlichen Befehl hörte.

Ohnerachtet nun die protestirenden Fürsten und Stände, so deswegen zu Ulm ein Kreisconvent gehalten, sich über diese Gewaltthätigkeiten beschwerten, und bey dem Kaiser und dem Reichstage zum öftern um die Wiederherausgebung dieser Stadt inständig angehalten, welche ihnen zwar im Jahr 1610 versprochen, aber nachgehends nicht gewährt worden, weil doch das Verständnis zwischen dem Kaiser und dem Herzog von Bayern viel zu gut war, auch weil Bayern die aufgewandte Unkosten sehr hoch anrechnete, also daß dieses nichts fruchten mögen: sondern Bayern behielte die Stadt im Besitz, und ließ zum Gedächtnis der Wiedereroberung,  auf den Thomastag ein allgemeines Dankfest anstellen. Indessen gab die Unruhe fast die erste Gelegenheit zu dem damaligen Mistrauen zwischen den Protestanten und Catholicken, woraus endlich die protestantische Union, und die catholische Liga, und daraus weiter die böhmische Unruhe, und hernach ferner der deutsche schwedische oder dreißigjährige Krieg entstanden.

Im Jahr 1632 den 27 Merz wurde diese Stadt zwar vom König Gustav Adolph in Schweden belagert und nach zween Tagen erobert, da sie sich wiederum als eine freye schwäbische Reichsstadt gehalten, und die augsburgische Confession eingeführet, auch im Jahr 1646 im Sept. vom Churfürst Johann Friedrich von Sachsen und vom Landgraf Philipp zu Hessen eingenommen, aber auch wieder verlassen worden. Im westphälischen Frieden 1648 wurde in Ansehung ihrer beschlossen, daß, wenn auf dem nächsten Reichstage die Reichsstände dafür halten würden, daß sie in ihre vorige Reichsfreiheit wieder hergestellt werden müsse, auch sie in geistlichen und weltlichen Sachen eben dasselbe Recht genießen solle, dessen sich, vermöge dieses Friedensschlusses die übrigen freyen Reichsstände zu erfreuen hätten, jedoch niemands Recht an dieser Stadt unbeschadet. Dieser Ausspruch aber konnte ihr nichts helfen, und sie blieb auch würklich in bayerischer Gewalt, hat sie auch seit derselben Zeit behalten. Im Jahr 1704 den 2. Julii beszten die kaiserlichen Alliirten diese Stadt, und der Kaiser Joseph I. sezte sie zwar wieder in ihren vormaligen freyen Reichsstand, vermöge eines kaiserlichen Decrets, solches hat sie aber nur bis ins Jahr 1714 genossen, da sie durch den baadischen Frieden von dem Reich an Bayern wieder abgetretten worden.

Endlich ist der lange Streit des schwäbischen Kreises gegen Churpfalzbayern über die von Bayern im Jahr 1607 eingenommene, und zum Kreis zurückgebende ehemalige Reichsstadt Donauwerth durch einen auf dem Kreistag zu Ulm abgeschlossenen Vergleich im Junii 1782 beendigt worden. Nach demselben ist unter Voraussetzung der auszuwürkenden Bestättigung vom Kaiser und dem Reich beschlossen, daß Donauwerth auf ewig dem Churhaus verbleibt, und der Kreis allen je daran zu machenden Ansprüchen entsagt, dagegen aber zahlt das Churhaus jezt so gleich die Summa von zehenttausend Gulden rheinisch, und übernimmt fürs zukünftige alle für diese Stadt gebührende ordentliche und außerordentliche Reichsprästanden, nämlich in Friedenszeiten 1 1/2 Simpla, 17 Mann zu Fus und 3 zu Pferd, in Kriegszeiten aber 3 Simpla, 34 Mann zu Fus und 6 zu Pferde; oder wie von Kreiseswegen, oder nach Erfordernis der Zeitläuste eine Erhöhung festgesezt werden müßte. Diese Mannschaftsstellung ist auf die Herrschaften Wiesensteig und Mindelheim angewiesen, und die Listen davon sollan an das Kreiskriegscomissariat, so wie die dazugehörende Primaplanagelder an die Directoria der betreffenden Kreiscompagnieh eingesendet werden. Wegen der jährlichen Geldanlagen hat ausserdem das Churhus von einem einfachen Römermonat 40 Gulden (zwey Drittheile von Mindelheim und eine von Wiesensteig) verwilligt und angewiesen. —  Inzwischen ist doch so viel gewiß, daß sich Donauwerth,  als eine bayerische Municipalstadt in Ansehung der Commercien und des großen Salzwerks und anderer von dem Hause Bayern verschaften Bequemlichkeiten, unweit in besserm Flor und Aufnahme würklich befindet, als sie vorher soll gestanden haben.

Hart an der Stadt Donauwerth zu ihrer Rechten, gegen Morgen zu,  hat sie zu ihrem Nachbar den bekannten und so genannten Schellenberg, an dem ein Brunnen zu finden, der alles, was man hineinwirft, in Stein verwandeln soll.  Wer von gedachtem Schellenberg Meister ist, dem kan sich die Stadt nicht lange widersetzen; daher man auf solchem eine Schanze erbauet, welche der Churfürst in Bayern im Jahr 1704 noch durch ein neues Retranschement, wie auch mit Redouten und Gräben sehr verstärken ließ, so, daß solche, bey ihrer schon ohnedem vortheilhaften Lage, fast unüberwindlich geschienen, durch welches der Churfürst von Bayern den Kaiserlichen die Passage oder den Uebergang ueber den Donaustrom schwer zu machen suchte, welches ihm doch alles nichts geholfen; zu welchen Anstalten man ihm nicht lange Zeit lassen wollte, sondern die alliierte Armee, so 80000 Mann ausmachte, rückte den 2 Julii 1704 vor Donauwerth. Nachdem man nun in acht genommen, daß dieses Retranschement noch nicht in vollkommenem Stande, und allzuweitläuftig war, als daß sie von der darauf befindlichen Mannschaft könnte behauptet werden, inmassen der ganze Berg nur mit 20 Bataillons und 4 bis 5 Esquadrons der bayerischen Völker unter dem Grafen von Arco nebst 2 französischen Regimentern besetzt war; so entschloß sich der Herzog von Marlborough den Feind darauf anzugreifen. Es wollten zwar der Prinz Eugenius und die meisten Generals nicht einwilligen,  weil sie das von einem so weiten Marsch ermüdete Volk nur auf die Schlachtbank liefern würden. Allein der Herzog von Marlborough versezte, andernfals würde entweder der Feind entwischen, oder seine Befestigungswerker vollenden, und also eine jede Stunde 1000 Mann mehr kosten. Also geschah um 5 Uhr von den Engländern auf dem linken Flügel der Angrif, es thaten aber die Bayern mit dem Degen  in der Faust auf dieselbe einen Ausfall, und wurde zwey ganze Stunden unaufhörlich mit Kanonen und Musqueten aufeinander geschossen. Unterdessen kamen die Kaiserlichen unter dem Marggrafen Ludwig von Baaden, wiewohl etwas später,  auf dem rechten Flügel auch zur Attaque, und weil sie eben an dem Ort kamen, wo das Retranschement noch unvollkommen war, brachen sie mit ganzer Gewalt durch, giengen den Bayern in die Flanquen, und machten den Engländern Luft, worauf des gefundenen harten Widerstands ungeachtet, ihre Truppen immer von neuem angeführet, und nicht nachgelassen wurde, bis sie dieses feste Nest mit allem,  was darinnen war, eroberten und sich davon Meister machten. Doch mußte man auch gestehen, daß die Bayern und Franzosen sich recht verzweifelt gewehret, und daher den Alliirten den erhaltenen Sieg auf das theuerste verkaufet hatten.

Indem der Alliierten sechs bis siebentausend, darunter verschiedene Fürsten, Grafen und Freiherren waren, welche solchen mit ihrem Blut und Todt bezahlen mußten. Die überwundene Bayern und Franzosen retirirten sich hierauf haufenweis vom Berge herunter, und wollten sich bey Donauwerth über ihre Schifbrücke salviren, dieselbe aber zerriß zu allem Unglück, und wich den Flüchtigen aus, also daß viele hunderte in den Donaustrom stürzten, und von dessen Fluten verschlungen, auch viele von den nachsetzenden Husaren niedergehauen wurden. Dreizehen bayerische Bataillons waren völlig ruiniret, und das ganze Lager mit 16 Kanonen, vielem Schanzzeuge und ihrer völligen Bagage gieng verlohren. Inzwischen bemächtigten sich die Alliierten der Stadt Donauwerth ohne Widerstand, kamen auch noch zur rechten Zeit, das Magazin zu löschen, und erretteten noch 100 Tonnen Pulver, 2000 Säcke Meel, nebst einer großen Menge anderer Lebensmittel. Dabey machten es die Franzosen, wie sie es fast an allen Orten in Bayern gehalten,  indem sie ihren vorräthigen Proviant theils in das Wasser,  theils auf den Strassen verderbten, und alles zu Grunde richteten; Sie zerhieben die Ochsen und Kühe in Stücke und zündeten die Heu- und Strohmagazine an, nur damit niemand von den durch sie geängstigten Einwohnern noch etwas erhalten möchte.

 Der Herzog von Noailles  hatte zwar nach diesem Ort einen Secours von 10000 Mann unter dem Grafen von Segour zu einiger Erleichterung abgeschikt; allein dieser stund nur da,  um ihre Retirade mit anzusehen, konnte auch zu nichts weiteres dienen. Der Herzog von Broglio  kam darauf nach Donauwerth und gab Befehl, daß alle auf dem Donaustrom stehende Schiffe, Flöße und dergleichen Fahrzeuge ohne Unterscheid abgelassen, verbrannt und unbrauchbar mußten gemacht werden. Nicht weniger ertheilte er die Ordre, die zu Donauwerth gehörige Donaubrücke ohnverzüglich abzubrennen, ließ sich auch nicht durch die Abgeordnete des Magistrats bewegen, die ihn auf das flehentlichste und inständigste ersuchten, dieser kostbaren Brücke zu verschonen, welches alles nichts bey ihm ausgerichtet, wie dann nach des Grafen von Broglio Abreise dieselbe angesteckt und verbrannt wurde, welcher Verlust der Stadt umso schmerzhafter fiel, da man diese Brücke erst vor 2 Jahren von Grund auf ganz neu erbauet hatte. Wie dann auch bey Erbauung des Retraschements der Stadt durch Ruinirung eines Waldes von hundert Morgen Lands, wie auch an den Feldfrüchten, Wiesen und Gärten, ohne die Brücke zu rechnen, der Stadt Donauwerth ein Schade von mehr als 100000 Gulden zugefügt worden.

Nachdem der Donaustrom auf seiner linken Seite die Stadt Donauwerth, nebst dem Schellenberg zurückgelegt und den Wernitzfluß eingenommen, tritt er auf dieser Seite in das Herzogthum Pfalzneuburg hinein. Auf der rechten Seite aber bewässert er das bayerische Amt Rain, in welchem unterhalb der donauwerther Brücke der Schmutterfluß sich in ihn ergiest. In dem Herzogthum Pfalzneuburg begrüsset unser Donaustrom zuvorderst das Dorf und den Hofmarkt Zirgesheim, so eine halbe Stunde unter Donauwerth lieget. Er hat ein kleines Schloß, stehet unter dem Landrichteramt Graisbach, und gehörte dem Bürgermeister und  Rath der Stadt Donauwerth.  Von dar gelanget der Donaustrom nach Altesheim und Leiten, von welchem leztern Ort der marktflecken Graisbach nicht weit liegt. …