06.09.2016
Das Bodendenkmal D-7-7230-0244 („Freilandstation des Paläolithikums, Siedlung der Bronze-, Urnenfelder- und Latènezeit“) ist aufgrund von Lesefunden bekannt. Von 1999 an, hatte diese ein ehrenamtlich in der Bodendenkmalpflege Tätiger aufgelesen. Es handelt sich unter anderem um Abschläge und Geräte aus Silex sowie Keramikfragmente, die aufgrund charakteristischer Form bzw. Verzierung in die Bronze-, Urnenfelder- und Latènezeit datiert wurden. Zudem wurden auch Eisenschlacken gefunden, die einen Hinweis auf Eisenverarbeitung geben.
1888 wurde bei den Eisenbahnarbeiten an der Strecke Donauwörth-Nördlingen bei Gut Neudegg ein urnenfelderzeitliches Eisenschwert in 1 Meter Tiefe gefunden und an die Staatssammlung in München abgeliefert. Eine metergenaue Lokalisierung dieses Fundes ist mangels genauer Aufzeichnungen nicht mehr möglich; die Fundstelle muss jedoch sich im Bereich dieses Bodendenkmals bzw. in unmittelbarer Nähe an der Bahnlinie befunden haben. Das in etwa 1 m Tiefe gefundene Schwert dürfte aus einem Grab stammen und gibt damit einen Hinweis auf mögliche weitere Gräber in diesem Bereich.
Eisenschwert mit Bronzegriff von Neudegg; Abb. aus Germania 1939, S. 22
Allgemein ist das Aufsammeln von charakteristischen Lesefunden eine der besten Methoden für die Identifizierung archäologischer Fundstellen: Gerade in landwirtschaftlich intensiv genutzten Gebieten wie dem Ries werden durch das Pflügen immer wieder im Boden befindliche Strukturen vor- und frühgeschichtlicher Siedlungen und Bestattungsplätze erfasst. Dabei wird auch Fundmaterial aus diesen Befunden, bei denen es sich z.B. um Vorrats- und Abfallgruben prähistorischer Siedlungen handeln kann, an die Oberfläche verlagert. Das Aufsammeln dieser Funde samt der Dokumentation ihrer Lage und Verteilung in der Landschaft ist eine der zeitaufwändigsten, aber auch eine der verlässlichsten Methoden zur Identifizierung von
archäologischen Fundplätzen.
Im Vorfeld der geplanten Fotovoltaikanlage wurde das BLfD vom Grundstückseigentümer informiert, dass auf dem Grundstück in den 1990er Jahren Humus aufgebracht wurde. Die Herkunft dieses Erdreichs sei unbekannt. Es ist denkbar, dass die oben genannten Funde aus dem in den 1990er Jahren verlagerten Humus stammen, dass es sich also in diesem Fall nur um eine sog. Sekundärfundstelle handelt. Auch die beobachteten „dunklen Flecken“ könnten unter Umständen mit unregelmäßigem Humusauftrag erklärbar sein.
Ob es sich wirklich um eine Sekundärfundstelle handeln sollte, wird im Vorfeld des Bauvorhabens Fotovoltaik zu klären sein. Ebenso wird im Vorfeld des Bauvorhabens Fotovoltaik zu klären sein, ob im Planungsbereich (weitere) urnenfelderzeitliche Gräber vorhanden sind, auf die das beim Bahnbau 1888 gefundene Schwert hindeuten könnte.
Wie das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) mitteilte, hatten die Planer der Fotovoltaikanlage frühzeitig mit dem BLfD Kontakt aufgenommen. Nach einem Ortstermin Mitte August 2016 teilten die Planer dem BLfD mit, dass sie dem Rat des BLfD folgen, die Anlage auf nicht in den Boden eingetieften Betonfundamenten zu errichten. Damit werden Bodeneingriffe bis auf einen Kabelgraben umgangen und Bodendenkmäler an Ort und Stelle erhalten; die Anlage des Kabelgrabens wird archäologisch begleitet werden. Diese Vorgehensweise ermöglicht die größtmögliche Schonung und Erhaltung des Bodendenkmals, das BLfD stimmt daher dieser Planung zu.