24.02.2018
1006 yellow z urbanism architecture, Berlin (DE) mit
HOLZWARTH Landschaftsarchitektur, Berlin (DE)
Den Wettbewerbsbeitrag von yellow z urbanism architecture, Berlin (DE) mit HOLZWARTH Landschaftsarchitektur, Berlin (DE) wertete das Preisgericht vom 23.11.2017 mit Anerkennung.
Der Wettbewerbsbeitrag
zu “Wohnen in Donauwörth | Das neue Alfred-Delp-Quartier”:
(Zusammenstellung aus original Text, Plänen und Illustrationen; freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Mario Abel/yellow z)
yellow z urbanism architecture
ABER BITTE MIT AUSSICHT:
DAS NEUE ALFRED_DELP_QUARTIER
DONAUWÖRTH
Die ehemalige Alfred-Delp-Kaserne stellt ein herausragendes Entwicklungspotential für die Stadt Donauwörth dar. Hoch über der Stadt gelegen, bietet ihre Lage einen hervorragenden Rundumblick über die Altstadt Donauwörths, das Donautal und das benachbarte Zirgesheim. Mit der Öffnung des Kasernenareals ist nun die Möglichkeit verbunden, die bisher etwas abseits gelegene Parkstadt in eine kontinuierliche, sinnfällige Stadtstruktur einzubinden. Die Alfred-Delp-Kaserne kann so das fehlende Passstück zwischen den einzelnen Teilquartieren werden. Dabei gilt es, die einzelnen Bereiche der Stadt in ihren spezifischen Qualitäten zu stärken:
OBEN UND UNTEN
Donauwörth ist eine Stadt auf verschiedenen Ebenen, die bisher nur recht lose, aber landschaftliche qualitätsvoll verbunden sind. Die sog. Promenade führt aus der Altstadt über Kreuzweg, Kavalerienberg(kapelle) zum Schellenberg. Mit dem neuen Brückenbauwerk, der Rodelbahn und einer breiten Promenade auf dem Gelände der ehemaligen Kaserne entsteht eine landschaftlich reizvolle und effektive Wegeverbindung zur nur 600 m Luftlinie gelegenen Altstadt für Fußgänger und Radfahrer, Spaziergänger und Erholungssuchende.
ALTSTADT UND PARKSTADT
Die Altstadt Donauwörths bietet alle Qualitäten einer mittelalterlichen Stadt mit dichten Baustrukturen, enge Gassen, urbane Nutzungen und Zugang zum Wasser an der Wörnitz und der Donau. Die Quartiere auf dem Schellenberg bieten dagegen die Möglichkeit, zeitgemäße Wohnformen in einen weitläufigen Landschaftsraum einzubetten.
VERWEBEN UND EINPASSEN
Dazu können die landschaftlichen und topographischen Gegebenheiten des Ortes hervorragend genutzt werden. Die Grünzüge der Parkstadt wie an der Parkstraße und der Parkstädter Straße werden bis in das ehemalige Kasernenareal hinein verlängert. Auf dem Areal selbst bieten die drei Terrassen, der ehemalige Exerzierplatz und die südlichen Unterstände (AeroHallen) mit ihrer dichten Baumfassung gute Anknüpfungspunkte, um das neue Quartier auch mit dem östlichen, landwirtschaftlichen Raum zu verweben. Gleichzeitig erfordern es die drei vorhandenen Terrassen, die neuen Quartiere behutsam in die Topografie einzupassen. Unser Entwurf nutzt die
Höhenversprünge, um Teilquartiere lesbar voneinander abzugrenzen, verkehrliche Infrastruktur und landschaftliche Elemente wie z.B. die Entwässerungsgräben in den Stadtraum einzupassen. Dabei können auch die an den Rändern der Terrassen vorhandenen Bäume und Hecken weitgehend erhalten werden.
ERSCHLIESSUNG UND WEGEFÜHRUNG
Das neue Quartier wird an verschiedenen Punkten in das bestehende Straßen- und
Wegenetz eingebunden. Diese können auch vom öffentlichen Personennahverkehr genutzt werden. In der ersten Bauphase vor der Schließung der Erstaufnahmeeinrichtung werden die Zufahrten am Freibad im Süden und an der Ecke Schanzenstraße und Parkstädte Straße realisiert, später wird die Jurastraße und der Schwedenring ins Gebiet hinein und darüber hinaus verlängert. In Nord-Süd-Richtung begleitet ein schmaler Grünzug mit Fuß- und Radwegeverbindung die neue Quartiersstraße, an der auch die zentralen Nutzungen wie zur Nah- oder medizinischen Versorgung angeordnet werden.
ÖFFENTLICHE UND GEMEINSCHAFTLICHE NUTZUNGEN
Weitere gemeinnützige Gebäude können entlang der Promenade im Landschaftspark vorgesehen werden. So ist ein Tagungszentrum in der Nähe des vorhandenen Hotels und ein Jugendtreff vorgesehen. Weitere ähnliche Nutzungen sind dort möglich. Die notwendige Kindertagesstätte markiert den nördlichen Eckpunkt des zentralen Parks.
TEILQUARTIERE UND NACHBARSCHAFTEN
Die Wohnquartiere gruppieren sich jeweils um einen grünen Anger, zu dem man von allen Baufeldern aus direkten Zugang hat. Entlang der Schellenbergstraße wird eine dichtere, 4-geschossige Bebauung vorgeschlagen. Diese dient einer engeren Fassung der weitläufigen Straße genauso wie dem Lärmschutz des Plangebiets. Im Zentrum finden sich Typologien von verdichteten Town- bzw. Reihenhäusern und auch wenige Doppelhäuser, die 2,5 oder 3-geschossig sind. Zur Landschaft hin und an markanten Punkten werden die Baufelder wieder mit großmaßstäblicheren Gebäuden gefasst und wichtige Blickbeziehungen akzentuiert. Insgesamt wird von moderat verdichteten Wohnformen ausgegangen, die einen zeitgemäß sparsamen Umgang mit dem vorhandenen Bauland versprechen.
LANDSCHAFT
Das neue Quartier erhält durch Gärten, den zentralen Park, Gemeinschaftsflächen für und Spiel und dem weitläufigen Landschaftspark im Süden die Prägung eines stark durchgrünten Wohnstandorts. Ergänzt wird dies durch die Schaffung von vielfältigen Natur- und Freiräumen und der Einbeziehung der umgebenden Landschaft. Der im Quartier vorhandene Baum- und Heckenbestand wird größtenteils erhalten, wo notwendig ersetzt und durch Neupflanzungen erweitert. Die bunte Mischung von Baum- und Heckenstrukturen wird zum markantes Zeichen des Landschaftsparks. Ein Wechselspiel zwischen freien Wiesen und verdichtetem Gehölzgruppen spiegelt das typische Landschaftsbild des Ortes wider. Eine Aussichtsplattform östlich des Landschaftsparks bietet Parkbesuchern die Möglichkeit, einen weit reichenden Panoramablick auf das Donautal zu werfen.
Die Promenade bindet als großmaßstäbliche Wander- und Radwegroute an die angrenzenden Wegeverbindungen im Westen und Norden an und kombiniert diese Sport- und Spielflächen für alle Altersgruppen. Die offenen sonnigen Wiesenstrukturen und dichten schattigen Waldwege mit versteckten Naturspielplätzen und Aufenthaltsflächen bieten ein vielfältiges und wechselndes Freizeit- und Naherholungsangebot.
SPORT UND FREIZEIT
Im Norden des Plangebiets bestehen mit dem Golf und Tennisanlagen bereits verschiedene Sportangebote. Mit dem großen Sportfeld und weiteren Sport- und Spielfeldern entlang der Nord-Süd verlaufen Grünachse wird die sportliche Prägung des Stadtteils sinnvoll erweitert. Der Fußballplatz auf der nördlichen Grünfläche wird von einem 5 Meter hohen grünen Lärmschutzwall mit integrierten Sitzstufen von der nahegelegenen Wohnbebauung abgegrenzt.
PHASIERUNG
Die vorgeschlagene Phasierung berücksichtigt die Restnutzung der Kasernenbauten für die Erstaufnahmeeinrichtung bis 2020. Daher wird vorgeschlagen, zu Beginn des Umsetzungsprozesses Teilquartiere im Norden und im Süden der Kaserne zu bauen, die jeweils eigenständig von der Sternschanzenstraße aus erschlossen sind. In diesem ersten Realisierungsabschnitt kann auch der neue Sportplatz mit Lärmschutzwall bereits umgesetzt werden, genauso wie die KiTa.
Da die Aufgabe des Erstaufnahmeeinrichtung bereits absehbar ist, kann im zweiten Bauabschnitt zeitnah mit der Verbindung der beiden Teilgebiete begonnen werden. Mit der Nord-Süd-Straße entstehen auch das kleine Quartierszentrum und der zentrale Park, der die bereits vorhandene Grünfläche des Exerzierplatzes erweitert. Den letzten Schritt bildet die den Park begleitende Wohnbebauung.
ENERGIE
Der Entwurf richtet alle Gebäude konsequent in Nord-Süd- bzw. Ost-West-Richtung aus, um maximale solare Gewinne zu ermöglichen. Außerdem wurden die Abstände zwischen den Baureihen so gewählt, dass eine gegenseitige Verschattung der Gebäude minimiert wird. Ein weiterer Beitrag zu einem energieeffizienten Stadtquartier besteht darin, dass auf freistehende Einfamilienhäuser insgesamt verzichtet wurde und so eine größere Kompaktheit der Gebäude gewährleistet wird.
OBERFLÄCHENENTWÄSSERUNG
Die Retention und Versickerung des Regenwassers ist in offenen Gewässergräben vorgesehen. Mit einem Mulden-Rigolen-System wird die vorhandene topografische Situation der ehemaligen Alfred-Delp-Kaserne aufgegriffen und gestalterisch genutzt. Das System verbessert nicht nur das Quartiersklima, sondern wird dabei zu einem wichtigen städtebaulichen Gestaltungselement und schafft wertvolle Erholungsräume für die Anwohnerinnen und Anwohner. Die große Retentionsfläche im zentralen Park macht die Bedeutung des Systems der oberirdischen Wasserbewirtschaftung anschaulich. Zugleich können bewachsene Böschungen und Flachwasserzonen als Erholungsmöglichkeiten genutzt werden. Auch weitere Rückhalteräume werden bewusst so gestaltet, dass das Element Wasser erlebbar wird.
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Einzelbewertung des Preisgerichtes vom 23.11.2017
aus der Ausstellungsinformation:
Wohnen in Donauwörth / Das neue Alfred-Delp-Quartier; Einzelbewertungen, S. 10f.
“…
Einzelbewertungen
1006 / Anerkennung
Das städtebauliche Konzept der Arbeit 1006 beruht auf einer in West-Ost-Richtung gelegenen fünffachen, verkippten Haupterschließung, die jeweils am Ende kurzgeschlossen wird. Außerdem wird in Nord-Süd-Richtung eine Straße als “Kurzschluß” vorgesehen. Die Erschließung ermöglicht eine fast ausschließliche Nord-Südlage der Baukörper. Im Westen zur Perchtoldsdorfer Straße hin ergibt sich eine geschlossene Bauweise mit abschirmender Wirkung. Von der Jurastraße her wird ein Quartierzentrum erschlossen.
Die Freiräume entstehen durch die verkippte Lage der Erschließungsstraßen. Außerdem entsteht zum Quartiersplatz ein Grünbereich, der in die freie landschaft mit Blickachse nach Osten nach Zirgesheim übergeht. Die Promenade nach Süden wird großzügig als Stadtpark ausgebildet. Lediglich drei Sondernutzungen mit Tagungszentrum, Pflegezentrum und Gemeindezentrum sind vorgesehen. Jedoch ist keine Erschließung dargestellt.
Die Stadtsilhouette wird durch den Stadtpark begleitende, fünfgeschossige Einzelgebäude erreicht. Zwei Erschließungsstraßen sind die Verlängerung von Jurastraße und Schwedenring, wobei gestalterisch nicht auf die sehr unterschiedliche Qualität der Straßen eingegangen wird. Die Umsetzbarkeit für den ersten Bauabschnitt (“A”) ist nur durch zwei Stiche gegeben, eine weitere Gliederung ist jedoch möglich. Die zentrale Nord-Südachse hat keine Erschließungsfunktion, was sehr unwirtschaftlich ist. Sie endet im Süden bezugslos ohne Verbindung zur bestehenden Siedlung am Südhang.
Insgesamt hat das Projekt trotz einzelner positiver Ansätze grundsätzliche Schwächen, nämlich große Grünflächen mit nicht immer sinnvoll nutzbaren Resten, eine ineffiziente Eerschließung, keine sinnvolle Erschließung für die im Stadtpark im Süden befindlichen Sondernutzungen, sowie die entwurfsabhängige Gleichbehandlung der Jurastraße (Hauptzufahrt in die Parkstadt) mit dem untergeordneten Schwedenring (reine Erschließungsstraße als Sachgasse).
Unter wirtschaftlichen Aspekten kann die Arbeit nicht überzeugen.”